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Auswahl aus dem Ergebnis einer Volltextsuche des Wortes 'Stufenleiter' in den Werken Marxens und Engels'

Es finden sich in Marxens[+] Schriften zahlreiche Beschreibungen der Lebenssituation von Arbeitern[+] am Ende des 19. Jahrhunderts. Eine solche Beschreibung enthält das Wort 'Stufenleiter', das scheinbar dazu dient, die Lebenssituation der beschriebenen Menschen in ein Stufenschema einzuordnen:

Fassen wir nun zum Schluß die angeführten Tatsachen nochmals kurz zusammen: Die großen Städte sind hauptsächlich von Arbeitern[+] bewohnt, da im günstigsten Falle ein Bourgeois auf zwei, oft auch drei, hier und da auf vier Arbeiter[+] kommt; diese Arbeiter[+] haben selbst durchaus kein Eigentum[+] und leben von dem Arbeitslohn[+], der fast immer aus der Hand in den Mund geht; die in lauter Atome aufgelöste Gesellschaft kümmert sich nicht um sie, überläßt es ihnen, für sich und ihre Familien zu sorgen, und gibt ihnen dennoch nicht die Mittel[+] an die Hand, dies auf eine wirksame und dauernde Weise tun zu können; jeder Arbeiter[+], auch der beste, ist daher stets der Brotlosigkeit, das heißt dem Hungertode ausgesetzt, und viele erliegen ihm; die Wohnungen der Arbeiter[+] sind durchgehends schlecht gruppiert, schlecht gebaut, in schlechtem Zustande gehalten, schlecht ventiliert, feucht und ungesund; die Einwohner sind auf den kleinsten Raum beschränkt, und in den meisten Fällen schläft wenigstens eine Familie in einem Zimmer; die innere Einrichtung der Wohnungen ist ärmlich in verschiedenen Abstufungen bis zum gänzlichen Mangel auch der notwendigsten Möbel; die Kleidung der Arbeiter[+] ist ebenfalls durchschnittlich kärglich und bei einer großen Menge zerlumpt; die Nahrung im allgemeinen schlecht, oft fast ungenießbar und in vielen Fällen wenigstens zeitweise in unzureichender Quantität, so daß im äußersten Falle Hungertod eintritt. Die Arbeiterklasse[+] der großen Städte bietet uns so eine Stufenleiter verschiedener Lebenslagen dar - im günstigsten Falle eine temporär erträgliche Existenz, für angestrengte Arbeit[+] guten Lohn, gute Wohnung und gerade keine schlechte Nahrung - alles natürlich vom Arbeiterstandpunkt[+] aus gut und erträglich - im schlimmsten bitteres Elend, das sich bis zur Obdachlosigkeit und dem Hungertode steigern kann; der Durchschnitt liegt aber dem schlimmsten Falle weit näher als dem besten. Und diese Stufenleiter teilt sich nicht etwa bloß in fixe Klassen, so daß man sagen könnte: Dieser Fraktion der Arbeiter[+] geht es gut, jener schlecht, und so bleibt es und ist es schon von jeher gewesen; sondern, wenn das auch hier und da der Fall ist, wenn einzelne Arbeitszweige[+] im ganzen einen Vorzug vor andern genießen, so schwankt doch auch die Lege der Arbeiter[+] in jeder Branche so sehr, daß ein jeder einzelne Arbeiter[+] in den Fall kommen kann, die ganze Stufenleiter zwischen verhältnismäßigem Komfort und dem äußersten Mangel, ja dem Hungertode durchzumachen - wie denn auch fast jeder englische Proletarier von bedeutenden Glückswechseln zu erzählen weiß. Die Ursachen[+] davon wollen wir jetzt etwas näher betrachten.
Quelle: mlwerke.de.

In den Thesen über Feuerbach (ab 1845) findet sich der folgende Textausschnitt, der den Begriff 'Stufenleiter' in die Nähe einer 'Himmelsleiter' stellt:

"Mithin", d.h. weil Hegel mit China die Geschichte anfängt und weil "der Chinese nicht außer Fassung kommt", verwandelt "Stirner" die Menschheit in eine Person, die "auf der Stufenleiter der Kultur die erste Sprosse" ersteigt, und zwar "durch die Gewohnheit", weil China für Stirner keine andre Bedeutung hat, als "die Gewohnheit" zu sein. Jetzt handelt es sich für unsren Eiferer gegen das Heilige nur noch darum, die "Stufenleiter" in die "Himmelsleiter" zu verwandeln, da China auch noch den Namen des Himmlischen Reichs führt. "Da die Menschheit sich vorstellt" ("woher nur" Stirner "Alles das weiß, was" die Menschheit sich vorstellt, Wigand, p. 189) - was Stirner zu beweisen hatte - erstens "die Kultur" in "den Himmel der Kultur" und zweitens "den Himmel der Kultur" in "die Kultur des Himmels" zu verwandeln (eine angebliche Vorstellung der Menschheit, die p. 91 als Vorstellung Stirners auftritt und dadurch ihren richtigen Ausdruck erhält), "so besteigt sie wirklich die erste Sprosse der Himmelsleiter." Da sie sich vorstellt, die erste Sprosse der Himmelsleiter zu besteigen - - so - - besteigt sie sie wirklich! "Da" "der Jüngling" "sich vorstellt", reiner Geist zu werden, wird er es wirklich! Siehe "Jüngling" und "Christ" über den Übergang aus der Welt der Dinge in die Welt des Geistes, wo sich die einfache Formel für diese Himmelsleiter der "einzigen" Gedanken vorfindet.
Quelle: mlwerke.de.

In einer Anmerkung heißt es:

(37) "Der Schamane und der spekulative Philosoph bezeichnen die unterste und oberste Sprosse auf der Stufenleiter des innerlichen Menschen, des Mongolen." p. 453.
Quelle: mlwerke.de.

Dabei wird mit dem Begriff 'Stufenleiter' auch ein Bewusstseinszustand oder der Rang einer geistig-spirituellen Entwicklung verknüpft. Im nächsten Zitat von Engels heißt es in der Auseinandersetzung mit Schriften Proudhons[+]:

Herr Proudhon[+] stellt den freien Käufer dem freien Produzenten gegenüber. Er legt beiden rein metaphysische[+] Eigenschaften bei. Daher kann er auch sagen: "Es ist erwiesen, daß der freie Wille des Menschen es ist, der den Gegensatz zwischen Gebrauchswert und Tauschwert hervorruft." [I, S. 41.)

Solange der Produzent in einer auf Arbeitsteilung[+] und Einzelaustausch begründeten Gesellschaft produziert - und das ist die Voraussetzung des Herrn Proudhon[+] -, ist er gezwungen zu verkaufen. Herr Proudhon[+] macht den Produzenten zum Herrn der Produktionsmittel; er wird uns aber zugeben, daß der Besitz[+] dieser Produktionsmittel nicht vom freien Willen abhängt. Mehr noch: Diese Produktionsmittel sind zum großen Teil Produkte, die er vom Ausland bezieht, und in der modernen Produktion ist er nicht einmal frei, die Menge, die er will, zu produzieren; der jeweilige Stand der Entwicklung der Produktionskräfte zwingt ihn, auf dieser oder jener bestimmten Stufenleiter zu produzieren.

Der Konsument ist nicht freier als der Produzent. Seine Meinung hängt ab von seinen Mitteln[+] und seinen Bedürfnissen. Beide werden durch seine soziale Lage bestimmt, die wiederum selbst abhängt von der allgemeinen sozialen Organisation. Allerdings, der Arbeiter[+], der Kartoffeln kauft, und die ausgehaltene Mätresse, die Spitzen kauft, folgen beide nur ihrer respektiven Meinung; aber die Verschiedenheit ihrer Meinungen erklärt sich durch die Verschiedenheit der Stellung, die sie in der Welt einnehmen und die selbst wiederum ein Produkt der sozialen Organisation ist.
Quelle: mlwerke.de.

Wie Engels den Begriff verwendet scheint es, dass mit 'Stufenleiter' auch ein wirtschaftlichen Entwicklungsstand gemeint ist, das technische Niveau einer Produktionsweise. In der Neuen Rheinischen Zeitung[+] Nr. 129 schreibt Marx[+] am 29.10.1848:

Die größte Errungenschaft der Märzrevolution ist unstreitig, um mit Brutus Bassermann zu reden, die "Herrschaft der Edelsten und Besten" und ihr rasches Steigen auf der Stufenleiter der Herrschaft. Wir hoffen daher, daß auch die Verdienste unsres geehrten Mitarbeiters, des Herrn Staatsprokurators Hecker, den schneeweißen Tauben gleich, die vor den Wagen der Aphrodite gespannt, sie pfeilschnell zum Olymp trugen, ihn auf die Höhen des Staatsolymps tragen werden. Unsere Regierung ist, wie jedermann weiß, konstitutionell. Pfuel schwärmt für den Konstitutionalismus. In konstitutionellen Staaten ist es Usus, den Empfehlungen der Oppositionsblätter aufmerksames Gehör zu schenken. Wir bewegen uns also auf konstitutionellem Boden, wenn wir der Regierung raten, unserm Hecker die erledigte Oberprokuratur von Düsseldorf zu erteilen. Herr Prokurator Amman von Düsseldorf, der, soviel uns bekannt, bisher noch keine Rettungsmedaille um das Vaterland verdient hat, wird keinen Augenblick anstehn, vor dem höhern Verdienste seinen eignen etwaigen Ansprüchen ehrfurchtvolles Schweigen[+] zu diktieren. Sollte aber Herr Heimsoeth Justizminister werden, wie wir hoffen, so empfehlen wir Herrn Hecker zum Generaladvokaten. Größeres erwarten wir für Herrn Hecker. Herr Hecker ist noch jung. Und, wie jener Russe sagt: Der Zar ist groß, Gott ist noch größer, aber der Zar ist noch jung.
Quelle: mlwerke.de.

In diesem Kontext verwendet Marx[+] das Wort 'Stufenleiter' im Zusammenhang mit der Entwicklung von Tugenden und Herrschaft. Als nächstes findet sich in einer späteren Ausgabe der Neuen Rheinische Zeitung[+] Nr. 201 vom 21. Januar 1849:

Wie der Geber, so das Geschenk. Wie die jetzige preußische Regierung, so die von ihr geschenkte Verfassung. Um die Feindschaft dieser Regierung gegen die Bourgeoisie[+] zu charakterisieren, genügt es, auf ihre projektierte Gewerbeordnung aufmerksam zu machen. Die Regierung sucht zur Zunft zurückzukehren unter dem Vorwande, zur Assoziation fortzuschreiten. Die Konkurrenz zwingt, immer wohlfeiler zu produzieren, daher auf immer größerer Stufenleiter, d.h. mit größerem Kapital, mit stets erweiterter Teilung der Arbeit[+] und stets vermehrter Anwendung der Maschinerie. Jede neue Teilung der Arbeit[+] entwertet die alte Geschicklichkeit des Handwerkers, jede neue Maschine verdrängt Hunderte von Arbeitern[+], jedes Arbeiten[+] auf größerer Stufenleiter, d.h. mit größerem Kapital, ruiniert den kleinen Kram und den kleinbürgerlichen Betrieb. Die Regierung verspricht dem Handwerk, es gegenüber dem fabrikmäßigen Betrieb, der erworbenen <In der "N.Rh.Ztg.": die erworbene> Geschicklichkeit, sie gegenüber der Teilung der Arbeit[+], dem kleinen Kapital, es gegenüber dem großen durch feudale[+] Zunftinstitutionen zu sichern. Also die deutsche, speziell die preußische Nation, die nur mit Mühe dem gänzlichen Unterliegen vor der englischen Konkurrenz durch die äußerste Kraftanstrengung widersteht, soll ihr widerstandslos in die Arme geworfen werden, indem ihr eine gewerbliche Organisation aufgedrungen wird, die den modernen Produktionsmitteln widerspricht und von der modernen Industrie in die Luft gesprengt worden ist!
Quelle: mlwerke.de.

Später, am 11. April des selben Jahres 1849 schreibt Marx[+] in einem Leitartikel:

Wie wirkt das Wachsen des produktiven Kapitals auf den Arbeitslohn[+]?

Wächst das produktive Kapital der bürgerlichen Gesellschaft im großen und ganzen, so findet eine vielseitigere Aufhäufung von Arbeit[+] statt. Die Kapitalien {85} nehmen an Zahl und Umfang zu. Die Vermehrung der Kapitalien vermehrt die Konkurrenz unter den Kapitalisten. Der steigende Umfang der Kapitalien gibt die Mittel[+], gewaltigere Arbeiterarmeen[+] mit riesenhaftern Kriegshandwerkzeugen {86} auf das industrielle Schlachtfeld zu führen.

Der eine Kapitalist kann den andern nur aus dem Felde schlagen und dessen {87} Kapital erobern, indem er wohlfeiler verkauft. Um wohlfeiler verkaufen zu können, ohne sich zu ruinieren, muß er wohlfeiler produzieren, d.h. die Produktionskraft der Arbeit[+] soviel wie möglich steigern. Die Produktionskraft der Arbeit[+] wird aber vor allem gesteigert durch eine größere Teilung der Arbeit[+], durch eine allseitigere Einführung und beständige Verbesserung {88} der Maschinerie. Je größer die Arbeiterarmee[+] ist, unter welche die Arbeit[+] geteilt, je riesenhafter die Stufenleiter ist, auf welcher die Maschinerie eingeführt wird, um so mehr nehmen verhältnismäßig die Produktionskosten ab, um so fruchtbarer wird die Arbeit[+]. Es entsteht daher ein allseitiger Wetteifer unter den Kapitalisten, die Teilung der Arbeit[+] und die Maschinerie zu vermehren und sie auf möglichst großer Stufenleiter auszubeuten.

[...]

Allein das Privilegium unsres Kapitalisten ist nicht von langer Dauer; andre wetteifernde Kapitalisten führen dieselben Maschinen, dieselbe Teilung der Arbeit[+] ein, führen sie auf derselben oder größrer Stufenleiter ein, und diese Einführung wird so allgemein werden, bis der Preis der Leinwand nicht nur unter ihre alten, sondern unter ihre neuen Produktionskosten herabgesetzt ist.

Die Kapitalisten befinden sich also wechselseitig in derselben Lage, worin sie sich vor Einführung der neuen Produktionsmittel befanden, und wenn sie mit diesen Mitteln[+] zu demselben Preise das doppelte Produkt liefern können, so sind sie jetzt gezwungen, unter dem alten Preis das doppelte Produkt zu liefern. Auf dem Standpunkt dieser neuen Produktionskosten beginnt dasselbe Spiel wieder. Mehr Teilung der Arbeit[+], mehr Maschinerie, größere Stufenleiter, worauf Teilung der Arbeit[+] und Maschinerie ausgebeutet werden. Und die Konkurrenz bringt wieder dieselbe Gegenwirkung gegen dieses Resultat.

Wir sehn, wie so die Produktionsweise, die Produktionsmittel beständig umgewälzt, revolutioniert werden, wie die Teilung der Arbeit[+] größre Teilung der Arbeit[+], die Anwendung der Maschinerie größre Anwendung der Maschinerie, das Arbeiten[+] auf großer Stufenleiter Arbeiten[+] auf größerer Stufenleiter notwendig nach sich zieht.

[...]

Stellen wir uns nun diese fieberhafte Agitation auf dem ganzen Weltmarkt zugleich vor, und es begreift sich, wie das Wachstum[+], die Akkumulation[+] und Konzentration des Kapitals eine ununterbrochne, sich selbst überstürzende und auf stets riesenhafterer Stufenleiter ausgeführte Teilung der Arbeit[+], Anwendung neuer und Vervollkommnung alter Maschinerie im Gefolge hat.

[...]

Die Maschinerie bringt dieselben Wirkungen auf viel größrer Stufenleiter hervor, indem sie geschickte Arbeiter[+] durch ungeschickte, Männer durch Weiber, Erwachsene[+] durch Kinder verdrängt, indem die Maschinerie da, wo sie neu eingeführt wird, die Handarbeiter massenhaft auf das Pflaster wirft, und da, wo sie ausgebildet, verbessert, durch fruchtbarere Maschinen ersetzt wird, Arbeiter[+] {99} in kleinem Haufen abdankt. Wir haben oben in raschen Zügen den industriellen Krieg der Kapitalisten untereinander geschildert; dieser Krieg hat das eigentümliche, daß die Schlachten in ihm gewonnen werden weniger durch Anwerben als durch Abdanken der Arbeiterarmee[+]. Die Feldherren, die Kapitalisten, wetteifern untereinander, wer am meisten Industrie-Soldaten entlassen kann.
Quelle: mlwerke.de.

Auch an dieser Stelle wird das Wort 'Stufenleiter' mit einem technischen Niveau der Produktionsweise verknüpft sowie mit einer gewissen Stellung innerhalb einer Rangfolge.

Nämlich, was heißt das: Wachstum[+] des produktiven Kapitals, und unter welchen Bedingungen geht es vor sich?

Wachstum[+] des Kapitals = Akkumulation[+] und Konzentration des Kapitals. In demselben Maß, wie das Kapital sich akkumuliert[+] und konzentriert, führt es:

zur Arbeit[+] auf einer größern Stufenleiter und daher zu einer neuen Arbeitsteilung[+], die die Arbeit[+] noch mehr vereinfacht;



dann zur Einführung der Maschinerie auf einer größern Stufenleiter und zur Einführung von neuen Maschinen. Das heißt also, in demselben Maß, wie das produktive Kapital wächst[+]:

wächst[+]

die Konkurrenz unter den Arbeitern[+], weil die Arbeitsteilung[+] sich vereinfacht und jeder Arbeitszweig[+] jedem zugänglicher ist.

Die Konkurrenz wächst[+] ferner unter ihnen, weil sie in demselben Maß mit den Maschinen zu konkurrieren haben und von ihnen außer Brot geworfen werden. Die Konzentration und Akkumulation[+] des produktiven Kapitals, indem sie die Stufenleiter, auf der produziert wird, immer größer macht; indem ferner durch die Konkurrenz unter den angebotnen Kapitalien der Geldzins immer mehr fällt, bringt also hervor: Die kleinen Industrieunternehmungen gehn zugrund und können die Konkurrenz mit den großen nicht aushalten. Ganze Bestandteile der Bourgeoisklasse werden in die Arbeiterklasse[+] herabgeworfen. Die Konkurrenz unter den Arbeitern[+] wird also vergrößert durch den Ruin der kleinen Industriellen, der fataliter verbunden ist mit dem Wachstum[+] des produktiven Kapitals.

Und zur selben Zeit[+], weil der Geldzins fällt, werden die früher nicht direkt an der Industrie beteiligten kleinen Kapitalisten gezwungen, industriell zu werden, d.h. noch neue Schlachtopfer der großen Industrie zuzuführen. Also auch von dieser Seite her wird die Arbeiterklasse[+] vergrößert und die Konkurrenz unter den Arbeitern[+] vermehrt.

Indem das Wachstum[+] der Produktivkräfte das Arbeiten[+] auf einer größern Stufenleiter nach sich zieht, wird die momentane Überproduktion immer nötiger, der Weltmarkt immer ausgedehnter, bei universellerer Konkurrenz. Also die Krisen immer heftiger. So plötzliches Encouragementmittel den Arbeitern[+] zum Heiraten und zur Vermehrung gegeben, sie in großen Massen agglomeriert und konzentriert und ihr Lohn immer schwankender. Jede neue Krise ruft also unmittelbar eine viel größere Konkurrenz unter den Arbeitern[+] hervor.

Im allgemeinen: Das Wachstum[+] der Produktivkräfte, mit ihren raschern Kommunikationsmitteln, beschleunigter Zirkulation, fieberhaftem Kapitalumsatz, besteht darin, daß in derselben Zeit[+] mehr produziert werden kann, also nach dem Gesetz der Konkurrenz mehr produziert werden muß. D.h., die Produktion findet unter immer schwierigeren Bedingungen statt, und damit unter diesen Bedingungen die Konkurrenz ausgehalten werden kann, muß auf immer größerer Stufenleiter gearbeitet, das Kapital immer mehr in einigen Händen konzentriert werden. Und damit dieses Produzieren auf größerer Stufenleiter fruchtbringend sei, muß die Teilung der Arbeit[+] und die Maschinerie beständig und unverhältnismäßig erweitert werden.

Dies Produzieren unter immer schwierigem Bedingungen erstreckt sich auch auf den Arbeiter[+] als einen Teil des Kapitals. Er muß unter immer schwierigern Bedingungen, d.h. für immer weniger Lohn und mehr Arbeit[+], für immer wohlfeilere Produktionskosten mehr produzieren. So wird das Minimum selbst immer mehr auf eine größere Kraftanstrengung bei dem Minimum des Lebensgenusses reduziert.

Mißverhältnis steigt geometrisch, nicht arithmetisch. <Dieser Satz von Marx[+] wurde auf den Rand des Manuskripts geschrieben>

Das Wachstum[+] der Produktivkräfte führt also mit sich vermehrte Herrschaft des großen Kapitals, vermehrte Versimplung und Vereinfachung der Maschine, genannt Arbeiter[+], vermehrte direkte Konkurrenz unter den Arbeitern[+] durch vergrößerte Teilung der Arbeit[+] und Maschinenanwendung, durch Prämie, die förmlich auf Menschenproduktion <(Alte MEGA) Maschinenproduktion> gesetzt ist, durch die Konkurrenz der ruinierten Bourgeoisklassenfraktionen usw.

Wir können die Sache noch einfacher formulieren:

Das produktive Kapital besteht aus drei Bestandteilen:

1. der Rohstoff, der bearbeitet wird;

2. die Maschinen und Materialien, wie Kohlen usw., die zur Treibung der Maschinen nötig sind, Gebäulichkeiten u. dgl.;

3. der Teil des Kapitals, der zum Unterhalt der Arbeiter[+] bestimmt ist.

Wie verhalten sich nun beim Wachstum[+] des produktiven Kapitals diese drei Bestandteile desselben zueinander?

Mit dem Wachstum[+] des produktiven Kapitals ist seine Konzentration verbunden und mit dieser, daß es nur auf immer größerer Stufenleiter exploitiert gewinnbringend sein kann.

Ein großer Teil des Kapitals wird also direkt in Arbeitsinstrument[+] verwandelt werden und als solches tätig sein, und je mehr die Produktivkräfte wachsen[+], desto größer wird dieser unmittelbar in Maschinerie verwandelte Teil des Kapitals sein.

Die Vergrößerung der Maschinerie sowohl wie die der Arbeitsteilung[+] zieht nach sich, daß in kürzerer Zeit[+] ungleich mehr produziert werden kann. Also muß der Vorrat des Rohstoffs in gleichem Verhältnis wachsen[+]. Im Lauf des Wachstums[+] des produktiven Kapitals vergrößert sich notwendig der in Rohstoff verwandelte Teil des Kapitals.
Quelle: mlwerke.de.

Die konstituierende Versammlung glich jenem chilenischen Beamten, der die Grundeigentumsverhältnisse durch eine Katastermessung fester regulieren wollte, in demselben Augenblick, wo der unterirdische Donner schon die vulkanische Eruption angekündigt hatte, die den Grund und Boden selbst unter seinen Füßen wegschleudern sollte. Während sie in der Theorie die Formen abzirkelte, worin die Herrschaft der Bourgeoisie[+] republikanisch ausgedrückt wurde, behauptete sie sich in der Wirklichkeit nur durch die Aufhebung aller Formeln, durch die Gewalt sans phrase <ohne Beschönigung>, durch den Belagerungszustand. Zwei Tage, bevor sie ihr Verfassungswerk begann, proklamierte sie seine Fortdauer. Verfassungen wurden früher gemacht und angenommen, sobald der gesellschaftliche Umwälzungsprozeß an einem Ruhepunkte angelangt war, die neugebildeten Klassenverhältnisse sich befestigt hatten und die ringenden Fraktionen der herrschenden Klasse zu einem Kompromiß flüchteten, der ihnen erlaubte, den Kampf unter sich fortzusetzen und gleichzeitig die ermattete Volksmasse von demselben auszuschließen. Dies Konstitution dagegen sanktionierte keine gesellschaftliche Revolution, sie sanktionierte den augenblicklichen Sieg der alten Gesellschaft über die Revolution.

In dem ersten Konstitutionsentwurf, verfaßt vor den Junitagen, befand sich noch das "droit au travail", das Recht[+] auf Arbeit[+], erste unbeholfene <42> Formel, worin sich die revolutionären Ansprüche des Proletariats[+] zusammenfassen. Es wurde verwandelt in das droit à l'assistance, in das Recht[+] auf öffentliche Unterstützung, und welcher moderne Staat ernährt nicht in der einen oder andern Form seine Paupers? Das Recht[+] auf Arbeit[+] ist im bürgerlichen Sinn ein Widersinn, ein elender, frommer Wunsch, aber hinter dem Rechte[+] auf Arbeit[+] steht die Gewalt über das Kapital, hinter der Gewalt über das Kapital die Aneignung der Produktionsmittel, ihre Unterwerfung unter die assoziierte Arbeiterklasse[+], also die Aufhebung der Lohnarbeit, des Kapitals und ihres Wechselverhältnisses. Hinter dem "Recht[+] auf Arbeit[+]" stand die Juniinsurrektion. Die konstituierende Versammlung, welche das revolutionäre Proletariat[+] faktisch hors la loi, außerhalb des Gesetzes stellte, sie mußte seine Formel prinzipiell aus der Konstitution, dem Gesetz der Gesetze, herauswerfen, ihr Anathem verhängen über das "Recht[+] auf Arbeit[+]". Aber hier blieb sie nicht stehn. Wie Plato in seiner Republik die Poeten, verbannte sie aus der ihrigen auf ewige Zeiten[+] - die Progressivsteuer. Und die Progressivsteuer ist nicht nur eine bürgerliche Maßregel, ausführbar innerhalb der bestehenden Produktionsverhältnisse auf größerer oder kleinerer Stufenleiter; sie war das einzige Mittel[+], die mittleren Schichten der bürgerlichen Gesellschaft an die "honette" Republik zu fesseln, die Staatsschuld zu reduzieren, der antirepublikanischen Majorität der Bourgeoisie[+] Schach zu bieten.

Quelle: Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx[+] - Friedrich Engels[+] - Werke, Band 7, "Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848-1850", S. 35-63 Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960, mlwerke.de.

Wenn ein Pächter in der einen oder anderen Form sein Kapital der Erde einverleibt und dadurch eine Verbesserung des Bodens bewirkt hat, entweder direkt durch Bewässerung, Dränierung oder Dünger, oder indirekt durch den Bau von Gebäuden für landwirtschaftliche Zwecke[+], dann erscheint der Grundherr und verlangt mehr Pacht. Wenn der Pächter einwilligt, so muß er dem Grundherrn die Zinsen für sein eigenes Geld zahlen. Wenn er es ablehnt, wird er ohne große Umstände hinausgeworfen und durch einen neuen Pächter ersetzt, der nun durch die Ausgaben, die sich seine Vorgänger auferlegt haben, imstande ist, einen höheren Pachtzins[+] zu zahlen, bis auch er seinerseits ein Verbesserer des Bodens geworden ist und in derselben Weise ersetzt oder schlechteren Bedingungen unterworfen wird. Auf diese bequeme Weise ist eine ganze Klasse von Grundherren, die nicht auf ihren Besitzungen[+] lebt, in die Lage versetzt worden, sich nicht nur die Arbeit[+], sondern auch das Kapital ganzer Generationen anzueignen; und jede Generation der irischen Bauern sinkt auf der sozialen Stufenleiter eine Stufe tiefer, genau im Verhältnis zu den Mühen und Opfern, die von ihnen für die Hebung ihrer Lebensverhältnisse und die ihrer Familien gebracht worden sind. War der Pächter fleißig und hatte er Unternehmungsgeist gezeigt, so wurde er auf Grund eben dieses Fleißes und seines Unternehmungsgeistes zusätzlich besteuert. Wurde er dagegen untätig und nachlässig, so warf man ihm die "angeborenen Fehler der keltischen Rasse" vor. Er hatte also keine andere Alternative, als ein Pauper zu werden -, sich arm zu machen durch Fleiß oder arm zu werden durch Gleichgültigkeit. Gegen diese Zustände wurde das "Pachtrecht" in Irland verkündet - das Recht[+] des Pächters nicht auf den Boden, sondern nur auf die Verbesserungen des Bodens, die auf seine Kosten und zu seinen Lasten bewerkstelligt wurden. Wir wollen sehen, wie die "Times" in ihrem Leitartikel vom Sonnabend dieses irische "Pachtrecht" zu hintertreiben versucht:

"Es gibt zwei vorherrschende Formen der Pachtung: Entweder kann ein Pächter den Boden für eine genau festgesetzte Anzahl von Jahren pachten, oder seine Pachtung kann zu jeder Zeit[+] auf Grund eines Kündigungsbescheids als ungültig betrachtet werden. Im ersten Falle wäre es sicher sein Bestreben, seine Ausgaben so anzupassen und zu bemessen, daß der gesamte oder fast der gesamte Nutzen[+] ihm vor Ablauf seiner Pachtfrist zugute käme. Im zweiten Fall scheint es ebenso klar, daß er nicht das Risiko einer Kapitalanlage ohne angemessene Sicherheit auf sich nimmt."

Wo die Grundherren es mit einer Klasse großer Kapitalisten zu tun haben, die ihre Gelder ganz nach Wunsch im Handel, in der Industrie oder in der Landwirtschaft anlegen kann, kann es keinen Zweifel darüber geben, daß diese Pächterkapitalisten, ob sie nun auf lange Zeit[+] oder überhaupt nicht auf Zeit[+] pachten, genau wissen, wie sie zu einer "anständigen" Erstattung ihrer Auslagen kommen. Aber in Hinblick auf Irland ist diese Annahme eine reine Fiktion. Dort gibt es einerseits eine kleine Klasse von Landmonopolisten, und andrerseits eine sehr große Klasse von Pächtern mit sehr kleinen Vermögen, die sie nicht auf verschiedene Arten anlegen kann, da ihr kein anderer Produktionszweig offensteht als die Landwirtschaft. Sie sind deshalb gezwungen, tenants-at-will (nach Engels: Pächter, deren Pacht jedes Jahr gekündigt werden kann) zu werden. Sind sie erst einmal tenants-at-will geworden, so laufen sie natürlich Gefahr, ihre Einnahmen zu verlieren, vorausgesetzt, daß sie nicht ihr kleines Kapital investieren. Und wenn sie es investieren, um ihre Einnahmen zu sichern, dann laufen sie Gefahr, auch ihr Kapital zu verlieren.

"Vielleicht", so fährt die "Times" fort, "wird man uns erwidern, es komme kaum vor, daß eine Pachtzeit abläuft, ohne daß irgend etwas auf dem Boden zurückbleibt, was nicht in dieser oder jener Form Eigentum[+] des Pächters ist und wofür er nicht eine Entschädigung erhalten sollte. In dieser Bemerkung steckt ein Körnchen Wahrheit, aber eine solche Forderung sollte unter normalen gesellschaftlichen Verhältnissen zwischen Grundherrn und Pächter leicht geregelt werden, wie sie auch auf alle Fälle im ursprünglichen Kontrakt berücksichtigt werden könnte. Wir meinen jedoch, daß die gesellschaftlichen Verhältnisse diese Abmachungen regulieren sollten, weil wir glauben, daß kein Parlamentsakt solch einen Faktor ersetzen kann."

Quelle: Karl Marx[+], Die indische Frage - Das irische Pachtrecht. Aus dem Englischen. "New-York Daily Tribune" Nr. 3816 vom 11. Juli 1853, mlwerke.de

Das Samindari und das Raiatwari waren beide agrarische Revolutionen, die durch britische Ukase zustande kamen und die ihrem Charakter nach entgegengesetzt sind: das eine aristokratisch, das andere demokratisch; das eine eine Karikatur des englischen großen Grundeigentums, das andere eine Karikatur des französischen Parzelleneigentums; beide verderblich, da beide große innere Widersprüche verbinden - beide sind nicht für das Volk, das den Boden bebaut, geschaffen, noch für den Besitzer[+], dem er gehört, sondern für die Regierung, die sich an den Steuern bereichert.

Durch das Samindari wurde die Bevölkerung der Präsidentschaft Bengalen auf einmal ihrer ererbten Ansprüche auf den Boden zugunsten der einheimischen Steuereinnehmer, der sogenannten Samindare, enteignet. Durch das in den Präsidentschaften Madras und Bombay eingeführte Raiatwari-System wurde der einheimische Adel trotz seiner Bodenanrechte - der Mirasi und der Dschagire usw. - auf die gleiche Stufe wie das einfache Volk hinabgestoßen, auf den Besitz[+] winziger Felder, die sie zum Nutzen[+] des Collectors der Ostindischen Kompanie bestellten. Aber eine merkwürdige Art von englischem Grundherrn war der Samindar, der nur ein Zehntel der Pacht erhielt, während er neun Zehntel davon der Regierung zu überweisen hatte. Eine merkwürdige Art von französischem Bauer war der Raiat ohne irgendeinen dauernden Rechtsanspruch[+] auf den Boden und mit einer Besteuerung, die jedes Jahr im Verhältnis zu seiner Ernte wechselte. Die ursprüngliche Klasse der Samindare schmolz trotz ihrer erschrecklichen und uneingeschränkten Habgier gegenüber der besitzlosen Masse der ehemaligen erblichen Grundbesitzer bald unter dem Druck der Kompanie dahin, um durch Handelsspekulanten ersetzt zu werden, die nun den ganzen Landbesitz von Bengalen mit Ausnahme der Besitzungen[+], die unter die direkte Verwaltung der Regierung zurückkamen, in der Hand hatten. Diese Spekulanten führten eine Abart des Samindar-Grundbesitzes, Patni genannt, ein. Da sie nicht damit zufrieden waren, der britischen Regierung gegenüber die Stellung als Zwischenpächter einzunehmen, schufen sie ihrerseits eine Klasse von "erblichen Zwischenpächtern, die Patnidare, die wiederum ihre Unter-Patnidare usw. schufen, so daß eine vollkommene Stufenleiter in der Hierarchie[+] der Zwischenpächter entstand, die mit ihrer ganzen Macht auf den unglücklichen Bauern drückt. Was die Raiats in Madras und Bombay anbetrifft, so entartete das System bald in einen Raubbau am Boden, und das Land verlor seinen ganzen Wert.

"Der Collector", sagt Herr Campbell, "könnte, wie in Bengalen, das Land verkaufen, um Steuenrückstände zu beseitigen, aber das geschieht im allgemeinen aus einem sehr einfachen Grunde nicht, weil nämlich niemand es kaufen will."
Quelle: Karl Marx[+], Die Kriegsfrage - Parlamentsränke - Indien. Aus dem Englischen. "New-York Daily Tribune" Nr. 3838 vom 5. August 1853, mlwerke.de.

Gemäß seinen Statuten kann der Crédit mobilier nur solche industrielle Unternehmungen begünstigen, die von anonymen Gesellschaften oder Aktiengesellschaften mit beschränkter Verantwortlichkeit betrieben werden. Folglich mußte eine Tendenz entstehen, möglichst viele solcher Gesellschaften zu gründen und ferner allen industriellen Unternehmungen die Form dieser Gesellschaften zu gehen. Nun kann nicht geleugnet werden, daß die Anwendung von Aktiengesellschaften auf die Industrie eine neue Epoche im ökonomischen Leben der modernen Nationen kennzeichnet. Einerseits hat dies die produktiven Potenzen der Assoziation offenbart, wie man sie vorher nicht vermutet hatte, und industrielle Gründungen auf einer Stufenleiter ins Leben gerufen, die durch die Anstrengungen einzelner Kapitalisten nicht erreichbar ist. Andererseits darf man nicht vergessen, daß in Aktiengesellschaften nicht die Individuen vereinigt sind, sondern die Kapitalien. Durch diese Manipulation sind Eigentümer[+] in Aktionäre, d.h. in Spekulanten verwandelt worden. Die Konzentration des Kapitals hat sich beschleunigt und, als natürliche Folge, auch der Ruin der Kleinbourgeoisie. Eine Art von Industriekönigen ist entstanden, deren Macht im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Verantwortlichkeit steht, sind sie doch nur bis zur Höhe ihrer Aktien haftbar, während sie über das gesamte Kapital der Gesellschaft verfügen. Sie bilden ein mehr oder weniger beständiges Element, während die Masse der Aktionäre einen unaufhörlichen Prozeß der Veränderung ihrer Zusammensetzung durchläuft; und da sie eben über den ganzen Einfluß und Reichtum der Gesellschaft verfügen, sind sie in der Lage, einzelne rebellische Mitglieder derselben zu bestechen. Unter diesem oligarchischen Direktorium steht eine bürokratische Körperschaft von Geschäftsführern und Agenten für die praktische Arbeit[+], und unmittelbar unter diesen eine riesige und täglich anschwellende Masse von bloßen Lohnarbeitern, deren Abhängigkeit und Ohnmacht mit den Dimensionen des Kapitals, das sie beschäftigt, wächst[+], die aber auch in direktem Verhältnis zur abnehmenden Zahl der Repräsentanten dieses Kapitals gefährlicher werden. Es ist das unsterbliche Verdienst Fouriers, diese Form der modernen Industrie unter der Bezeichnung industrieller Feudalismus[+] vorausgesagt zu haben. Gewiß konnten ihn weder Herr Isaac Péreire noch Herr Emile Péreire, noch Herr Morny, noch Herr Bonaparte erfinden. Auch vor ihrer Zeit[+] gab es Banken[+], die industriellen Aktiengesellschaften ihren Kredit gewährten. Was sie erfanden, war eine Aktienbank, die nach dem Monopol der früher zersplitterten und vielfältigen Tätigkeit der privaten Geldverleiher strebte und deren leitendes Prinzip die Gründung einer riesigen Zahl industrieller Gesellschaften sein sollte, nicht zum Zwecke[+] produktiver Kapitalanlagen, sondern einfach um der Spekulationsgewinne willen. Der neue Gedanke, den sie aufgebracht haben, besteht darin, den industriellen Feudalismus[+] der Börsenspekulation tributpflichtig zu machen.
Quelle: Karl Marx[+], Der französische Crédit mobilier, Dritter Artikel, geschrieben Ende Juni 1856. Aus dem Englischen. "New-York Daily Tribune" Nr. 4751 vom 11. Juli 1856, mlwerke.de.

Die Finanzkrise, die im September 1856 gleichzeitig auf dem europäischen Kontinent und in England ausbrach, traf den Crédit mobilier, wie Herr Péreire sagt, in der Haltung "der wachsamen Schildwache von Finanz und Kredit" an, die "einen ausgedehnteren Gesichtskreis" hat als andere Leute "auf den verschiedenen Sprossen der Stufenleiter", "die in der Lage ist, Bestürzung so gut wie Überreiztheit zu vermeiden", die ihre ungeteilte Sorge dem erhabenen Ziel "der Erhaltung der nationalen Arbeit[+] und des nationalen Kredits" zuwendet, die unbekümmert ist "um eigennützige oder eifersüchtige Kritik", die über "heftige oder vorbedachte Angriffe" lächelt und turmhoch über vulgären "Verdrehungen" steht. In diesem kritischen Moment zeigte sich die Bank[+] von Frankreich anscheinend ziemlich widerspenstig gegenüber den Forderungen, die der Crédit mobilier in seinem ungeteilten Eifer für das öffentliche Wohlergehen ihr aufzudrängen sich veranlaßt fühlte. Man gibt uns daher zu verstehen, daß "die Krise ihre Heftigkeit und ihr Ungestüm den Maßnahmen verdanke, welche die Bank[+] von Frankreich unter der Herrschaft der sie regierenden Verfassung ergriff" und daß "diese Institution durch den Mangel an jeder bindenden Verpflichtung und allen harmonischen Kombinationen noch höchst unvollkommen ist".
Karl Marx[+], "New-York Daily Tribune" Nr. 5028 vom 1. Juni 1857, Leitartikel, mlwerke.de.

Die alten Ägypter hatten bekanntlich die Teilung der Arbeit[+], soweit sie sich auf das Ganze der Gesellschaft erstreckt und nicht auf das einzelne Atelier, zu einem hohen Grad entwickelt. Fast jeder besondere Teil des Körpers besaß bei ihnen seinen besonderen Arzt, dessen Therapie auf dies besondere Gebiet gesetzlich beschränkt war. Der Diebstahl bildete den Beruf eines besonderen Gewerbs, dessen Vorsteher eine amtlich anerkannte Person. Aber wie dürftig erscheint die altägyptische Teilung der Arbeit[+] gegen die modern-englische? Es ist nicht minder die Sonderbarkeit einzelner Erwerbszweige in London als die Stufenleiter ihrer Ausführung, die uns mit Staunen schlägt.
Quelle: Karl Marx[+], Ein Verleumdungsprozeß. "Die Presse" Nr. 353 vom 24. Dezember 1861, mlwerke.de.

Die Stufenfolge, worin die große Industrie sich der verschiedenen Territorien bemächtigt, in denen sie Handarbeit, Handwerkstum und Manufaktur angesiedelt findet, erscheint auf den ersten Blick launenhaft. Weizen produzieren z.B. ist ein ländliches Gewerk, Brotbacken ein städtisches. Dürfte man nicht vermuten, daß die industrielle Produktion sich des städtischen Gewerks vor dem ländlichen bemächtigen werde? Und doch war der Gang ein umgekehrter. Wohin wir unsere Blicke wenden, werden wir finden, daß die unmittelbarsten Bedürfnisse mit bisher mehr oder minderer Starrheit sich dem Einfluß der großen Industrie entzogen haben und ihre Befriedigung von uralt überlieferter, hilflos umständlicher Handwerksweise erwarten. Es ist nicht England, sondern Nordamerika, das zuerst - und nur in unseren Tagen - eine Bresche in diese Tradition schoß. Der Yankee hat zuerst Maschinerie in Schneiderei, Schusterei usw. angewendet und sie sogar aus der Fabrik in das Privathaus übergeführt. Das Phänomen erklärt sich jedoch einfach. Die industrielle Produktion erheischt Produktion in Masse, auf großer Stufenleiter, für den Handel, statt für den Privatkonsum, und der Natur der Sache nach bieten Rohstoffe und Halbfabrikate das erste, fertige, für den unmittelbaren Konsum bestimmte Waren das letzte Gebiet ihrer Eroberung.
Quelle: Karl Marx[+], Die Brotfabrikation. Geschrieben Ende Oktober 1862, "Die Presse" Nr. 299 vom 30. Oktober 1862, mlwerke.de.

Und dennoch war die Periode von 1848 bis 1864 nicht ohne ihre Lichtseite. Hier seien nur zwei große Ereignisse erwähnt. Nach einem dreißigjährigen Kampf, der mit bewundrungswürdiger Ausdauer geführt ward, gelang es der englischen Arbeiterklasse[+] durch Benutzung eines augenblicklichen Zwiespalts zwischen Landlords und Geldlords, die Zehnstundenbill durchzusetzen. Die großen physischen[+], moralischen und geistigen Vorteile, die den Fabrikarbeitern aus dieser Maßregel erwuchsen und die man in den Berichten der Fabrikinspektoren halbjährig verzeichnet findet, sind jetzt von allen Seiten anerkannt. Die meisten kontinentalen Regierungen nehmen das englische Fabrikgesetz in mehr oder minder veränderter Form an, und in England selbst wird seine Wirkungssphäre jährlich vom Parlament ausgedehnt. Aber von der praktischen Wichtigkeit abgesehen, hatte der Erfolg dieser Arbeitermaßregel[+] eine andre große Bedeutung. Die Mittelklasse[+] hatte durch die notorischsten Organe ihrer Wissenschaft, durch Dr. Ure[+], Professor Senior und andre Weisen von diesem Schlag, vorhergesagt und nach Herzenslust demonstriert, daß jede gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit[+] die Totenglocke der englischen Industrie läuten müsse, einer Industrie, die vampirmäßig Menschenblut saugen müsse, vor allem Kinderblut. In alten Zeiten[+] war der Kindermord ein mysteriöser Ritus der Religion des Moloch, aber er ward nur bei besonders feierlichen Gelegenheiten praktiziert, vielleicht einmal im Jahr, und zudem hatte Moloch keine besondere Liebhaberei für die Kinder der Armen.

Der Kampf über die gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit[+] wütete um so heftiger, je mehr er, abgesehen von aufgeschreckter Habsucht, in der Tat die große Streitfrage traf, die Streitfrage zwischen der blinden Herrschaft der Gesetze von Nachfrage und Zufuhr, welche die politische Ökonomie[+] der Mittelklasse[+] bildet, und der Kontrolle sozialer Produktion durch soziale Ein- und Vorsicht, welche die politische Ökonomie[+] der Arbeiterklasse[+] bildet. Die Zehnstundenbill war daher nicht bloß eine große praktische Errungenschaft, sie war der Sieg eines Prinzips. Zum erstenmal erlag die politische Ökonomie[+] der Mittelklasse[+] in hellem Tageslicht vor der politischen Ökonomie[+] der Arbeiterklasse[+].

Ein noch größerer Sieg der politischen Ökonomie[+] der Arbeit[+] über die politische Ökonomie[+] des Kapitals {1} stand bevor. Wir sprechen von der Kooperativbewegung, namentlich den Kooperativfabriken, diesem Werk {2} weniger kühnen "Hände" (hands). Der Wert dieser großen Experimente kann nicht überschätzt werden. Durch die Tat, statt durch Argumente, bewiesen sie, daß Produktion auf großer Stufenleiter und im Einklang mit dem Fortschritt moderner Wissenschaft vorgehen kann ohne die Existenz einer Klasse von Meistern (masters), die eine Klasse von "Händen" anwendet; daß, um Früchte zu tragen, die Mittel[+] der Arbeit[+] nicht monopolisiert zu werden brauchen als Mittel[+] der Herrschaft über und Mittel[+] der Ausbeutung gegen den Arbeiter[+] selbst, und daß wie Sklavenarbeit, wie Leibeigenenarbeit so Lohnarbeit nur eine vorübergehende und untergeordnete gesellschaftliche Form ist, bestimmt zu verschwinden |12| vor der assoziierten Arbeit[+], die ihr Werk mit williger Hand, rüstigem Geist und fröhlichen Herzens verrichtet. In England wurde der Samen des Kooperativsystems von Robert Owen ausgestreut; die auf dem Kontinent versuchten Arbeiterexperimente[+] waren in der Tat der nächste praktische Ausgang der Theorien, die 1848 nicht erfunden, wohl aber laut proklamiert wurden.

Zur selben Zeit[+] bewies die Erfahrung der Periode von 1848 bis 1864 unzweifelhaft, was die intelligentesten Führer der Arbeiterklasse[+] in den Jahren 1851 und 1852 gegenüber der Kooperativbewegung in England bereits geltend machten, daß, wie ausgezeichnet im Prinzip und wie nützlich[+] in der Praxis, kooperative Arbeit[+], wenn beschränkt auf den engen Kreis gelegentlicher Versuche vereinzelter Arbeiter[+], unfähig ist, das Wachstum[+] des Monopols in geometrischer Progression aufzuhalten, die Massen zu befreien, ja die Wucht ihres Elends auch nur merklich zu erleichtern. Es ist vielleicht gerade dies der Grund, warum plausible Lords, bürgerlich-philanthropische Salbader und ein paar trockne politische Ökonomen jetzt mit demselben Kooperativsystem schöntun, das sie früher in seinem Keim zu ersticken versucht hatten, das sie verhöhnt hatten als die Utopie des Träumers und verdammt hatten als die Ketzerei des Sozialisten[+]. Um die arbeitenden Massen zu befreien, bedarf das Kooperativsystem der Entwicklung auf nationaler Stufenleiter und der Förderung durch nationale Mittel[+]. Aber die Herren von Grund und Boden und die Herren vom Kapital werden ihre politischen Privilegien stets gebrauchen zur Verteidigung und zur Verewigung ihrer ökonomischen Monopole. Statt die Emanzipation der Arbeit[+] zu fordern, werden sie fortfahren, ihr jedes mögliche Hindernis in den Weg zu legen. Lord Palmerston sprach aus ihrer Seele, als er in der letzten Parlamentssitzung den Verteidigern der Rechte[+] der irischen Pächter höhnend zuschrie: "Das Haus der Gemeinen ist ein Haus von Grundeigentümern!"
Quelle: Karl Marx[+], Inauguraladresse der Internationalen Arbeiter[+]-Assoziation, gegründet am 28. September 1864 in öffentlicher Versammlung in St. Martin's Hall, Long Acre, in London. Geschrieben zwischen dem 21. und 27. Oktober 1864. "Der Social-Demokrat" Nr. 2 und 3 vom 21. und 30. Dezember 1864, mlwerke.de.

Abgesehn von den Unterschieden in den natürlichen Energien und den erworbnen Arbeitsgeschicken[+] verschiedner Völker muß die Produktivkraft der Arbeit[+] in der Hauptsache abhängen:

1. von den Naturbedingungen der Arbeit[+], wie Fruchtbarkeit des Bodens, Ergiebigkeit der Minen usw.

2. von der fortschreitenden Vervollkommnung der gesellschaftlichen Kräfte der Arbeit[+], wie sie sich herleiten aus Produktion auf großer Stufenleiter, Konzentration des Kapitals und Kombination der Arbeit[+], Teilung der Arbeit[+], Maschinerie, verbesserten Methoden, Anwendung chemischer und andrer natürlicher Kräfte, Zusammendrängung von Zeit[+] und Raum durch Kommunikations- und Transportmittel[+] und aus jeder andern Einrichtung, wodurch die Wissenschaft Naturkräfte in den Dienst der Arbeit[+] zwingt und wodurch der gesellschaftliche oder kooperierte Charakter der Arbeit[+] zur Entwicklung gelangt. Je größer die Produktivkraft der Arbeit[+], desto kleiner die auf eine gegebne Menge Produkt verwendete Arbeit[+]; desto kleiner also der Wert des Produkts. Je geringer die Produktivkraft der Arbeit[+], desto größer die auf dieselbe Menge Produkt verwendete Arbeit[+]; desto größer also sein Wert.

Als allgemeines Gesetz können wir daher aufstellen:

Die Werte der Waren sind direkt proportional den auf ihre Produktion angewandten Arbeitszeiten[+] und umgekehrt proportional der Produktivkraft der angewandten Arbeit[+].
Quelle: Karl Marx[+], Lohn, Preis und Profit, 3. Löhne und Geldumsatz, Vortrag, gehalten auf den Sitzungen des Generalrats der I. Internationale am 20. und 27. Juni 1865. Geschrieben Ende Mai bis 27. Juni 1865. Erstmals veröffentlicht von Marx[+]' Tochter Eleanor unter dem Titel "Value, price and profit" mit einem Vorwort von Edward Aveling. Nach dem Manuskript des Vortrags. Aus dem Englischen, mlwerke.de.

Einer der ältesten Ökonomen und originellsten Philosophen Englands - Thomas Hobbes - hat in seinem "Leviathan" schon vorahnend auf diesen von allen seinen Nachfolgern übersehenen Punkt hingewiesen. Er sagt:



"Der Wert (im Manuskript: value of worth) eines Menschen ist wie der aller anderen Dinge sein Preis: das heißt soviel, als für die Benutzung seiner Kraft gegeben würde."

Von dieser Basis ausgehend, werden wir imstande sein, den Wert der Arbeit[+] wie den aller andern Waren zu bestimmen.

Bevor wir jedoch dies tun, könnten wir fragen, woher die sonderbare Erscheinung kommt, daß wir auf dem Markt eine Gruppe Käufer finden, die Besitzer[+] von Boden, Maschinerie, Rohstoff und Lebensmitteln sind, die alle, abgesehn von Boden in seinem rohen Zustand, Produkte der Arbeit[+] sind, und auf der andern Seite eine Gruppe Verkäufer, die nichts zu verkaufen haben außer ihre Arbeitskraft[+], ihre werktätigen Arme und Hirne. Daß die eine Gruppe ständig kauft, um Profit zu machen und sich zu bereichern, während die andre ständig verkauft, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Die Untersuchung dieser Frage wäre eine Untersuchung über das, was die Ökonomen "Vorgängige oder ursprüngliche Akkumulation[+]" nennen, was aber ursprüngliche Expropriation genannt werden sollte. Wir würden finden, daß diese sogenannte ursprüngliche Akkumulation[+] nichts andres bedeutet als eine Reihe historischer Prozesse, die in einer Auflösung der ursprünglichen Einheit zwischen dem Arbeitenden[+] und seinen Arbeitsmitteln[+] resultieren. Solch eine Untersuchung fällt jedoch außerhalb des Rahmens meines jetzigen Themas. Sobald einmal die Trennung zwischen dem Mann der Arbeit[+] und den Mitteln[+] der Arbeit[+] vollzogen, wird sich dieser Zustand erhalten und auf ständig wachsender[+] Stufenleiter reproduzieren, bis eine neue und gründliche Umwälzung der Produktionsweise ihn wieder umstürzt und die ursprüngliche Einheit in neuer historischer Form wiederherstellt.
Quelle: Karl Marx[+], Lohn, Preis und Profit, 7. Die Arbeitskraft[+]. Vortrag, gehalten auf den Sitzungen des Generalrats der I. Internationale am 20. und 27. Juni 1865. Geschrieben Ende Mai bis 27. Juni 1865. Erstmals veröffentlicht von Marx[+]' Tochter Eleanor unter dem Titel "Value, price and profit" mit einem Vorwort von Edward Aveling. Nach dem Manuskript des Vortrags. Aus dem Englischen. mlwerke.de.

Laßt uns nun nacheinander die Hauptfälle betrachten, worin eine Steigerung des Arbeitslohns[+] versucht oder seiner Herabsetzung entgegengewirkt wird.

1. Wir haben gesehn, daß der Wert der Arbeitskraft[+], oder in landläufigerer Redeweise: der Wert der Arbeit[+], bestimmt ist durch den Wert der Lebensmittel oder das zu ihrer Produktion erheischte Arbeitsquantum[+]. Wenn nun in einem gegebnen Land der Durchschnittswert der täglichen Lebensmittel eines Arbeiters[+] 6 Arbeitsstunden[+] repräsentierte, die sich in 3 sh. ausdrückten, so würde der Arbeiter[+] 6 Stunden täglich zu arbeiten haben, um ein Äquivalent für seinen täglichen Lebensunterhalt zu produzieren. Wäre der ganze Arbeitstag[+] 12 Stunden, so würde der Kapitalist ihm den Wert seiner Arbeit[+] bezahlen, indem er ihm 3 sh. zahlte. Der halbe Arbeitstag[+] bestünde aus unbezahlter Arbeit[+] und die Profitrate beliefe sich auf 100%. Unterstellt jedoch nun, daß infolge einer Verminderung der Produktivität mehr Arbeit[+] erforderlich würde, um sage dieselbe Menge landwirtschaftlicher Produkte zu produzieren, so daß der Durchschnittspreis der täglichen Lebensmittel von 3 auf 4 sh. stiege. In diesem Fall würde der Wert der Arbeit[+] um 1/3 oder 331/2% steigen. Acht Stunden des Arbeitstags[+] wären erheischt, um ein Äquivalent für den täglichen Lebensunterhalt des Arbeiters[+] entsprechend seinem alten Lebensstandard zu produzieren. Die Mehrarbeit würde daher von 6 auf 4 Stunden und die Profitrate von 100 auf 50% sinken. Bestünde aber der Arbeiter[+] auf einer Steigerung des Arbeitslohns[+], so würde er bloß darauf bestehn, den gestiegnen Wert seiner Arbeit[+] zu erhalten, genau wie jeder andre Verkäufer einer Ware, der, sobald die Kosten seiner Ware gestiegen, den Versuch macht, ihren gestiegnen Wert bezahlt zu bekommen. Stiege der Arbeitslohn[+] gar nicht oder nicht genügend, um die erhöhten Werte der Lebensmittel zu kompensieren, so würde der Preis der Arbeit[+] unter den Wert der Arbeit[+] sinken und der Lebensstandard des Arbeiters[+] würde sich verschlechtern.

Aber es könnte ein Wechsel auch in umgekehrter Richtung eintreten. Infolge der vermehrten Produktivität der Arbeit[+] könnte dieselbe Durchschnittsmenge der täglichen Lebensmittel von 3 auf 2 sh. sinken, oder es wären bloß 4 statt 6 Stunden des Arbeitstags[+] erforderlich zur Reproduktion eines Äquivalents für den Wert der täglichen Lebensmittel. Der Arbeiter[+] würde nun befähigt, mit 2 sh. ebensoviel Lebensmittel zu kaufen, wie früher mit 3 sh. In der Tat wäre der Wert der Arbeit[+] gesunken, aber dieser verminderte Wert würde dieselbe Lebensmittelmenge kommandieren wie früher. Dann würde der Profit von 3 auf 4 sh. steigen und die Profitrate von 100 auf 200%. Obgleich der absolute Lebensstandard des Arbeiters[+] derselbe geblieben wäre, wäre sein relativer Arbeitslohn[+] und damit seine relative gesellschaftliche Stellung, verglichen mit der des Kapitalisten, niedriger geworden. Sollte der Arbeiter[+] dieser Herabsetzung des relativen Arbeitslohns[+] widerstreben, so wäre das bloß ein Versuch, sich einen gewissen Anteil an der Vermehrung der Produktivkraft seiner eignen Arbeit[+] zu sichern und seine frühere relative Stellung auf der gesellschaftlichen Stufenleiter zu behaupten. So reduzierten die englischen Fabriklords nach Abschaffung der Korngesetze, und unter offensichtlicher Verletzung der während der Anti-Korngesetz-Agitation feierlichst gegebnen Versprechungen, den Arbeitslohn[+] allgemein um 10%. Der Widerstand der Arbeiter[+] ward anfangs überwunden, aber infolge von Umständen, auf die ich jetzt nicht eingehn kann, wurden die verlornen 10% nachträglich wiedererlangt.
Quelle: Karl Marx[+], Lohn, Preis und Profit, 13. Die hauptsächlichsten Versuche, den Arbeitslohn[+] zu heben oder seinem Sinken entgegenzuwirken. Vortrag, gehalten auf den Sitzungen des Generalrats der I. Internationale am 20. und 27. Juni 1865. Geschrieben Ende Mai bis 27. Juni 1865. Erstmals veröffentlicht von Marx[+]' Tochter Eleanor unter dem Titel "Value, price and profit" mit einem Vorwort von Edward Aveling. Nach dem Manuskript des Vortrags. Aus dem Englischen. mlwerke.de.

1. Nachdem wir gezeigt, daß der periodische Widerstand der Arbeiter[+] gegen eine Lohnherabsetzung und ihre periodisch sich wiederholenden Versuche, eine Lohnsteigerung durchzusetzen, untrennbar sind vom Lohnsystem und eine gebieterische Folge eben der Tatsache sind, daß die Arbeit[+] in die Kategorie der Waren versetzt und daher den Gesetzen unterworfen ist, die die allgemeine Bewegung der Preise regulieren; nachdem wir ferner gezeigt, daß eine allgemeine Lohnsteigerung ein Fallen der allgemeinen Profitrate zur Folge haben, nicht aber die Durchschnittspreise der Waren oder ihre Werte beeinflussen würde, erhebt sich nun schließlich die Frage, inwiefern in diesem unaufhörlichen Ringen zwischen Kapital und Arbeit[+] letztere Aussicht auf Erfolg hat.

Ich könnte mit einer Verallgemeinerung antworten und sagen, daß wie bei allen andern Waren so auch bei der Arbeit[+] ihr Marktpreis sich auf die Dauer ihrem Wert anpassen wird; daß daher der Arbeiter[+], was er auch tun möge, trotz aller Auf- und Abbewegungen, im Durchschnitt nur den Wert seiner Arbeit[+] erhielte, der sich in den Wert seiner Arbeitskraft[+] auflöst, bestimmt durch den Wert der zu ihrer Erhaltung und Reproduktion erheischten Lebensmittel, deren Wert in letzter Instanz reguliert wird durch das zu ihrer Produktion erforderliche Arbeitsquantum[+].

Allein es gibt gewisse eigentümliche Merkmale, die den Wert der Arbeitskraft[+] oder den Wert der Arbeit[+] vor dem Wert aller andern Waren auszeichnen. Der Wert der Arbeitskraft[+] wird aus zwei Elementen gebildet - einem rein physischen[+] und einem historischen oder gesellschaftlichen. Seine äußerste Grenze ist durch das physische[+] Element bestimmt, d.h. um sich zu erhalten und zu reproduzieren, um ihre physische[+] Existenz auf die Dauer sicherzustellen, muß die Arbeiterklasse[+] die zum Leben und zur Fortpflanzung absolut unentbehrlichen Lebensmittel erhalten. Der Wert dieser unentbehrlichen Lebensmittel bildet daher die äußerste Grenze des Werts der Arbeit[+]. Andrerseits ist die Länge des Arbeitstags[+] ebenfalls durch äußerste, obgleich sehr elastische Schranken begrenzt. Ihre äußerste Grenze ist gegeben mit der Körperkraft des Arbeiters[+]. Wenn die tägliche Erschöpfung seiner Lebenskraft einen bestimmten Grad überschreitet, kann sie nicht immer wieder aufs neue, tagaus, tagein, angespannt werden. Indes ist, wie gesagt, diese Grenze sehr elastisch. Eine rasche Folge schwächlicher und kurzlebiger Generationen wird den Arbeitsmarkt[+] ebensogut mit Zufuhr versorgen wie eine Reihe robuster und langlebiger Generationen.

Außer durch dies rein physische[+] Element ist der Wert der Arbeit[+] in jedem Land bestimmt durch einen traditionellen Lebensstandard. Er betrifft nicht das rein physische[+] Leben, sondern die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse, entspringend aus den gesellschaftlichen Verhältnissen, in die die Menschen gestellt sind und unter denen sie aufwachsen[+]. Der englische Lebensstandard kann auf den irischen Standard herabgedrückt werden; der Lebensstandard eines deutschen Bauern auf den eines livländischen. Welche bedeutende Rolle in dieser Beziehung historische Tradition und gesellschaftliche Gewohnheit spielen, könnt ihr aus Herrn Thorntons Werk von der "Overpopulation" ersehn, wo er nachweist, daß der Durchschnittslohn in verschiednen Ackerbaudistrikten Englands noch heutigentags mehr oder weniger bedeutende Unterschiede aufweist je nach den mehr oder minder günstigen Umständen, unter denen die Distrikte aus dem Zustand der Hörigkeit herausgekommen sind.

Dies historische oder gesellschaftliche Element, das in den Wert der Arbeit[+] eingeht, kann gestärkt oder geschwächt, ja ganz ausgelöscht werden, so daß nichts übrigbleibt als die physische[+] Grenze. Während der Zeit[+] des Antijakobinerkriegs- unternommen, wie der alte George Rose, dieser unverbesserliche Nutznießer der Steuern und Sinekuren, zu sagen pflegte, um die Tröstungen unsrer heiligen Religion vor den Übergriffen der französischen Ungläubigen zu schützen - drückten die ehrenwerten englischen Pächter, die in einer unsrer frühern Zusammenkünfte so zart angefaßt worden sind, die Löhne der Landarbeiter selbst unter jenes rein physische[+] Minimum, ließen aber den für die physische[+] Fortdauer des Geschlechts notwendigen Rest vermittels der Armengesetze aufbringen. Dies war eine glorreiche Manier, den Lohnarbeiter in einen Sklaven und Shakespeares stolzen Freisassen in einen Pauper zu verwandeln.

Vergleicht ihr die Standardlöhne oder Werte der Arbeit[+] in verschiednen Ländern und vergleicht ihr sie in verschiednen Geschichtsepochen desselben Landes, so werdet ihr finden, daß der Wert der Arbeit[+] selber keine fixe, sondern eine variable Größe ist, selbst die Werte aller andern Waren als gleichbleibend unterstellt.

Ein ähnlicher Vergleich würde zeigen, daß nicht bloß die Marktraten des Profits, sondern auch seine Durchschnittsraten sich ändern.

Was aber die Profite angeht, so gibt es kein Gesetz, das ihr Minimum bestimmte. Wir können nicht sagen, was die äußerste Grenze ihrer Abnahme sei. Und warum können wir diese Grenze nicht feststellen? Weil wir, obgleich wir das Minimum der Arbeitslöhne[+] feststellen können, nicht ihr Maximum feststellen können. Wir können nur sagen, daß mit gegebnen Grenzen des Arbeitstags[+] das Maximum des Profits dem physischen[+] Minimum des Arbeitslohns[+] entspricht; und daß mit gegebnem Arbeitslohn[+] das Maximum des Profits einer solchen Verlängerung des Arbeitstags[+] entspricht, wie sie mit den Körperkräften des Arbeiters[+] verträglich ist. Das Maximum des Profits ist daher begrenzt durch das physische[+] Minimum des Arbeitslohns[+] und das physische[+] Maximum des Arbeitstags[+]. Es ist klar, daß zwischen den beiden Grenzen dieser Maximalprofitrate eine unendliche Stufenleiter von Variationen möglich ist. Die Fixierung ihres faktischen Grads erfolgt nur durch das unaufhörliche Ringen zwischen Kapital und Arbeit[+], indem der Kapitalist ständig danach strebt, den Arbeitslohn[+] auf sein physisches[+] Minimum zu reduzieren und den Arbeitstag[+] bis zu seinem physischen[+] Maximum auszudehnen, während der Arbeiter[+] ständig in der entgegengesetzten Richtung drückt.

Die Frage löst sich auf in die Frage nach dem Kräfteverhältnis der Kämpfenden.
Quelle: Karl Marx[+], Lohn, Preis und Profit, 14. Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit[+] und seine Resultate. Vortrag, gehalten auf den Sitzungen des Generalrats der I. Internationale am 20. und 27. Juni 1865. Geschrieben Ende Mai bis 27. Juni 1865. Erstmals veröffentlicht von Marx[+]' Tochter Eleanor unter dem Titel "Value, price and profit" mit einem Vorwort von Edward Aveling. Nach dem Manuskript des Vortrags. Aus dem Englischen. mlwerke.de.

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Querverweise auf 'Auswahl aus dem Ergebnis einer Volltextsuche des Wortes 'Stufenleiter' in den Werken Marxens und Engels''

Tim Deutschmann

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