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Warum ist die Welt in diesem Zustand?

Die Begründung für die Lage der Welt ist im Kern der kapitalistischen Ideologie zu finden, nämlich im Prozess der zur Bildung des Zinses am Kapitalmarkt führt.

Dieser Vorgang ist zweifellos von einer gewissen Vernunft[+] geprägt, denn eine Investition ist nur dann „vernünftig[+]“ bzw. profitabel, wenn der Nutzen[+] bzw. Wert des hergestellten Mittels[+] (des Produkts) einen geringeren Wert bzw. Nutzen[+] hat, als der durch die Herstellung des Gutes (Produktes, oder auch die komplementären Güter bei von Mises[+]) zugänglich gewordene Zweck[+] (das sogenannte Genussgut).

Kapitalismus[+] begann in einer Situation in der die Menschen selbstbestimmt handelten, es gab Dinge im Überfluss und diese Dinge konnten die Menschen dem System auch hingeben. Kapitalismus[+] war am Anfang vernünftig[+], denn er belohnte genau diejenigen, welche es geschickt verstanden, den Menschen Mittel[+] für die Erfüllung bestimmter Zwecke[+] zu bieten. Diese „systemisch definiert“- erfolgreichen Menschen haben so unsere kulturellen Werte mitbestimmt und geprägt.

Der Mensch handelt mit der Herstellung von Mitteln[+], wenn der Wert eines Zweckes[+] den des hergestellten Mittels[+] übersteigt. Genau dann ist das Handeln vernünftig[+]. Der Urzins[+] Ludwig von Mises[+] ist ein Wertverhältnis. Der Urzins[+] einer Handlung ist positiv, wenn der Wert des Zweckes[+] den Wert des Mittels[+] diesen zu erreichen übersteigt. Urzins[+] ist also so etwas wie die 'Vernünftigkeit'.

Um das Teilwort „Zins“ im Wort „Urzins[+]“ noch ein bisschen stärker zu beleuchten braucht man ein bisschen Mathematik. Bildet man direkt das Verhältnis von Wert des Zwecks[+] und Wert des Mittels[+] so erhält man einen Faktor, der bemisst um wieviel der Wert des durch das Handeln des Unternehmers zugänglich gewordenen Zwecks[+] den Wert des zu seiner Erfüllung notwendigen Mittels[+] übersteigt:
$$ \begin{eqnarray} f_{\tiny \hbox{WZW}} & = & \frac{\hbox{Wert}(\hbox{Zweck})}{\hbox{Wert}(\hbox{Mittel})} \\ & = & \exp\left(\hbox{Zeit zur Mittelherstellung}\cdot \hbox{Urzinssatz}\right) \end{eqnarray} $$ also: $$ \begin{eqnarray} \hbox{Urzinssatz}&=&\frac{1}{\hbox{Zeit zur Mittelherstellung}}\cdot \log\left(\frac{\hbox{Wert}(\hbox{Zweck})}{\hbox{Wert}(\hbox{Mittel})}\right)\\ &\approx&\frac{1}{\hbox{Zeit zur Mittelherstellung}}\cdot \left( \frac{\hbox{Wert}(\hbox{Zweck})}{\hbox{Wert}(\hbox{Mittel})} -1 \right)\\ &=&\frac{\hbox{Wert}(\hbox{Zweck})-\hbox{Wert}(\hbox{Mittel})}{\hbox{Zeit zur Mittelherstellung}\cdot\hbox{Wert}(\hbox{Mittel})} \end{eqnarray} $$ Vernunft[+] ist immer subjektiv, denn der Mensch denkt über sie nach. Wer kennt schon „die Vernunft[+] Gottes“, bzw. die „vernünftigste[+] Vernunft[+]“? Es gibt nicht sehr viele absolut gültige vernünftige[+] Handlungsempfehlungen, außer vielleicht solche wie 'Du sollst atmen, trinken, essen und schlafen'. In einer Demokratie kommt die Vernunft[+] von Vielen kollektiv zum Tragen. Vernunft[+] hängt jedoch vom Wissen ab. Kollektive Vernunft[+] hängt also vom Wissen der Gemeinschaft ab.

Wissen die Menschen, dass wir ein katastrophales Artensterben[+], katastrophale Umweltschädigungen und katastrophale soziale Verhältnisse auf dem ganzen Planeten haben?

Warum gibt es diese Phänomene obwohl Kapitalismus[+] doch so „vernünftig[+]“ ist?

Was fehlt in dieser einfachen Betrachtung?

Es gibt Zwecke[+] der im Kapitalismus[+] funktionalisierten Mittel[+], die ohne die Funktionalisierung durch die Kapitalisten einen höheren Wert haben, als die Zwecke[+] der Kapitalisten. Die Kapitalisten wissen schlicht und ergreifend nicht (bzw. wollen nicht wissen), welchen Zweck[+] ein Mittel[+] erfüllen könnte, wenn sie es seiner Freiheit[+] nicht berauben würde. Wenn das Mittel[+] jedoch seiner Freiheit[+] beraubt wird (durch Einschränkung seiner Autonomie), kann es nicht mehr den Zwecken[+] dienen, welche seiner Identität durch seine Existenz zugeordnet sind. Das lebende Mittel[+] wird gespalten, so wie der Kapitalist in seinem Denken und Wissen auch gespalten ist.

Dieses Wertverhältnis des Urzinses[+], also die Vernunft[+], Ludwig von Mises[+]' ist also subjektiv.

Der Neoliberalismus[+] funktionalisiert Mittel[+] zur privaten Zweckerfüllung[+]. Die Beziehungen des Mittels[+] zu seiner Umgebung (soziale Beziehungen, Wechselwirkung im Ökosystem[+]) werden dabei durchschnitten und der mögliche Zweck[+] des freien Mittels[+] auf den Zweck[+] des Kapitalisten reduziert. Das Resultat ist die Fortpflanzung der Spaltung im Kopf des Kapitalisten auf das gesamte öko-soziale System. Es ist eine Art Faschismus[+] der Kapitaleliten der Menschen über den Planeten, ein schwarz/weiss Denken, eine Unterteilung von Mitteln[+] in die Kategorien nützlich[+] und unnütz, funktionalisierbar und nicht funktionalisierbar.

Der Denkfehler ist also eben in der Subjektivität dieser Nutzenbemessung[+] des Paares bestehend aus Investor und Unternehmer zu finden. Ist nämlich ein lebendiges System das Ziel dieser Investition, so ist im Prinzip der Wert bzw. der Nutzen[+] des nicht zum Konsum einem privaten Nutzen[+] unterstellten Gutes unendlich groß, denn unser Wissen über komplexe Systeme und ihre Inter- und Intradependenzen wie zum Beispiel über öko-soziale Systeme ist beschränkt. Ihre Wertigkeiten sollten deshalb vorsichtshalber unendlich groß sein, nur dann kann man (un)wissentlich nichts „falsch“ bzw. kaputt machen bei der Investition. Der Zinssatz (Englisch interest) einer Investition in solche Systeme ist deswegen -∞ und zwar nach kapitalistischer Logik!

Um ein konkretes Beispiel zu geben, um die Dimension dessen, worum es hier geht zu begreifen sei folgendes festgestellt. Denken wir doch einmal an den Regenwald. Ein Baum dieses Waldes ist Teil eines lokalen Ökosystems[+]. Wird der Baum human-ökonomisch funktionalisiert und aus ihm ein Stück Holz für den Möbelbau oder auch nur für Europaletten (!) gemacht, so wird in das komplexe System bestehend aus dem Baum und seiner Umwelt eingegriffen und dem Baum vom Unternehmer real der Wert als Möbelstück zugewiesen. Sein Wert im ökologischen Gesamtsystem wird daher auf den Wert seiner privatisierbaren Funktion reduziert. Die Fehlbewertung der Werte der Mittel[+] und/oder der Werte ihrer realisierbaren Zwecken[+] im Falle der Überhöhung des Zweckwerts[+] über den Wert des Mittels[+] ist die Ursache[+] des Missbrauchs des Kapitalismus[+] und führt zu Vergeudung von Ressourcen und zu Umweltschäden.

Dieses Wert-spaltende Denken durchsetzt mittlerweile das gesamte wirtschaftliche Handeln und auch große Teile des angepassten Denkens und ist die Ursache[+] für die Katastrophe in der wir stecken.

Die Lösung ist die Erkenntnis, dass die Werte, die wir Menschen den lebenden Dingen zuschreiben subjektiv sind und wir deswegen anfangen müssen, den realen Wert durch eine ganzheitliche öko-soziale Betrachtung in die Preisgestaltung am Zinsmarkt einfließen zu lassen.

Dies impliziert die konsequente Umsetzung von Imperativen gewonnen aus dem empirischen Wissen über den öko-sozialen Gesamtnutzen aller potentiellen Investitionsgüter! Der Kapitalist muss sich also dem Wissen um die Notwendigkeit[+] der Investition in Mittel[+] unterordnen, welche im Gesamtsystem einen höheren Nutzen[+] / Zweck[+] besitzen als der Kapitalist gerne 'wahrhaben' möchte, und das geht eben nur mit negativen Zinsen (bzw. Enteignung des Kapitalisten), denn das Geld besitzen die Kapitalisten in 2015, nicht jedoch die Welt-Gemeinschaft, die weiß wo die Schäden am größten sind. Deswegen sind negative Zinsen bei solchen Investitionen auch im Sinne Ludwig von Mises[+] vernünftig[+], denn der Urzins[+] dafür ist positiv. Ich kann also allen Kapitalisten nur wärmstens ans Herz legen, mit negativem Zins in die hier aufgeführten Systeme zu investieren.

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Tim Deutschmann

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