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22. September 2020

Ein paar Anmerkungen zum Gold

Der Run auf die Edelmetalle hat eingesetzt. Ich will dazu einige Bemerkungen machen und begründe drei Aussagen zu Gold, nämlich

  1. „Gold ist eine seelische Krücke.”
  2. Die auf dem Planeten derzeit existierende Goldmenge passt in einen Würfel mit der Kantenlänge von 23m, ist also sehr beschränkt.“
  3. „Das Gold des Rechtsstaates[+] sind die eingehaltenen Verträge.“,
die auch für andere Edelmetalle und für die Kryptowährungen zutreffen.

Szene aus dem James Bond Film Goldfinger.
Beginn der Bezahlwand

Die meisten Leute kaufen sich Gold oder andere Edelmetalle, wenn oder weil die Aussicht besteht, dass der Wert der anderen Arten von Geld in Gefahr ist drastisch zu verlieren, z.b. durch Inflation[+] (Eintrag vom 12.09.2020) oder einen möglicherweise bevorstehenden (projizierten, imaginierten, eingebildeten) Zusammenbruch des Geldsystems. Die Käufer geben also eine dem Goldpreis entsprechende Geldmenge[+] der gefährdeten Art hin, um dann später, wenn die Gefahr abgeklungen ist, wenigstens die gleiche Geldmenge[+] wieder zurückzubekommen. Sie verschaffen sich also Zeit[+] und versuchen Wert zu erhalten, denn Gold ist eine Anlageform mit 0% Zins - wenn man vom Spekulationsanteil absieht. Das soziale Äquivalent dieser Anlageform ist das Vertrauen in die Rechtsordnung[+], also dass Verträge und konsensuale Vereinbarungen eingehalten werden und dass Vertrauen in gegenseitige Vereinbarungen besteht. Dann nämlich kann ein Investor in diesen Verträgen und Beziehungen, in diesem Netzwerk, Geld speichern. Der Staat wacht über die Einhaltung von Verträgen (pacta sunt servanda[+], § 241 BGB[+]) und Gesetzen. Wenn und solange Gesetze und Verträge eingehalten werden, bleiben Werte erhalten. Daher ist die Einhaltung von Verträgen, über die der Staat wacht, das Gold des Rechtsstaates[+].

Warum steigt der Goldpreis? Weil Anleger nun aufgrund sinkender positiver Zinsen in den USA und negativer Zinsen in der €-Zone in Anlageformen mit höherem Zins gedrängt werden. Mit Gold kauft man sich Zeit[+] zum Nachdenken, doch ist dieses Handeln nichts weiter als eine „seelische Krücke”, die habgierige und von Verlustängsten gepeinigte Seelen über die Krise hinweg retten soll. In einem Rechtsstaat[+] ist diese Eigenschaft des Werterhalts durch eingehaltene Verträgen sichergestellt, z.b. auch bei Kredit- oder Darlehensverträgen. Man kann in einem Darlehen, z.b. auch wenn man Staatsanleihen[+] kauft, Geld speichern und erhält - je nach Zins - bei einem positiven Zins mehr, bei einem Zins von 0% das gleiche, und bei negativem Zins weniger zurück.

Situation für Geldvermögende: Das Geld gammelt. Was tun? Der erste Reflex ist natürlich, das gammelnde Geld in etwas umzutauschen, das nicht oder wenigstens nicht so schnell gammelt. Die ältesten Wertaufbewahrungsmittel dieser Art sind die Edelmetalle.

Nichts anderes tun Anleger, wenn sie sich Gold kaufen, doch nur Vertrauen und eingehaltene Verträge sind das echte und einzige Gold jeder Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Angesichts der sehr begrenzten Goldmenge, deren Begrenztheit und Endlichkeit die Ursache[+] für die Einführung des FIAT Geldsystem, also die vollkommene Ablösung des Geldwertes von einer physischen[+] Substanz gleichen Gegenwerts, ist es, weil es schon in den 80er Jahren für die existierende Geldmenge[+] keine Deckung in Gold mehr gab, außer für diejenigen, die jetzt gerade Gold haben, ratsam, für die Einhaltung von Gesetzen zu sorgen, denn nur so bleiben Werte erhalten. Jeder inner- oder contranationale Krieg, der letztlich aus einem Bruch des (innergesellschaftlichen) Friedenszustands oder einem Zerreißen der sozialen oder internationalen Kohäsion entsteht, hat nämlich seit über 6.000 Jahren immer die Folge gehabt, dass auch immense Kapitale vernichtet wurden. Man sollte es also in keinem Fall auf die Spitze treiben.

Einige Leute betreiben das perfide Spiel, gegen die Stabilität des Geldsystems zu hetzen, weil sie darauf spekulieren, dass der Wert des Goldes, dessen Eigentümer[+] sie sind, infolge eines Zusammenbruchs drastisch steigt. In solchen Fällen besteht ein Vorsatz zur Destabilisierung des Geldsystems und der rechtsstaatlichen Ordnung[+] den man in anderen Kontexten als „staatsgefährend“ einstufen würde, insbesondere wenn seine Protagonisten aus der linken Ecke des politischen Spektrums kämen, und das Motiv dabei ist eine Art „Geiz”, der aus einer sehr tiefsitzenden Furcht vor der Hingabe (vgl. schizoider Typ des Riemann'schen Modells) erwächst[+], vgl. Einträge vom 23.08.2019 und vom 27.05.2019!

Fakten zur Stabilität des Finanz- und Währungssystems beim Übergang zu einer Negativzins-Ökonomie[+].

Klare Worte auch von Mark Schieritz in der Internetausgabe der Zeit:

Wenn wirklich alles zusammenbricht, dann hilft auch Gold nicht weiter. Es ist eben auch nur eine Form von Geld und bezieht seinen Wert nicht aus sich selbst heraus, sondern allein aus der Tatsache, dass andere es für wertvoll halten. Man kann Gold nicht essen, man kann damit kein Dach abdichten, man kann sein Eigentum[+] damit nicht verteidigen. Wer wirklich an die Apokalypse glaubt, der solle sich Ackerland kaufen, Milchkühe, Thunfischdosen, Whisky, Waffen, vielleicht Immobilien. Aber kein Gold.

[...]

Man könnte es auch so sagen: Gold ist der Reichsbürger unter den Finanzinvestments. Seine Zeit[+] ist abgelaufen. Es sollte aus dem Verkehr gezogen werden. Wie Asbest, Quecksilber oder Fluorchlorkohlenwasserstoff. Deshalb hier ein Vorschlag: Für Ketten, Ringe oder Armreife darf das bereits geförderte Gold weiterverwendet werden. Der Handel mit Barren oder Münzen hingegen wird verboten. Es gibt auf der Welt Probleme genug.

Von meinem Standpunkt aus betrachtet kann ich sagen, dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass wir keinen Zusammenbruch erleben werden. Es polt einfach nur das Zinsvorzeichen um.

Was die Pharisäer zum Untergang sagen

Die Pharisäer machen ihren eigenen Sauerteig. Dazu gehört grundlegend, dass der positive Zins gerechtfertigt werden muss und der Negativzins verteufelt. Zitat Prof. Dr. Thorsten Polleit aus unten stehendem Video (Zeitindex[+] 37:29 bis 41:22):

In den letzten Jahren hat die keynesianische Zinstheorie (pdf) - und ich glaube, sie ist schon vorherrschend - in den Kreisen meinungsführender Ökonomen und Zentralbanken[+] die Zentralbankräte[+] beeinflusst. Die keynesianische Zinstheorie (pdf) hat eine geradezu obszöne Idee verbreitet, nämlich, dass der gleichgewichtige Zins oder der sogenannte natürliche Zins - von Mises[+] würde sagen, der soziale Urzins, der aus der Zeitpräferenz aller Marktakteure gebildete [Zins] - negativ sein könnte. Und unter der Überschrift „säkulare Stagnation” haben einige US-amerikanische Ökonomen, z.B. Lawrence Summers oder Kenneth Rogoff[+], sehr einflussreich argumentiert, es gebe einen Überschuss an Ersparnissen, der dafür sorgt, dass der natürliche Zins - oder der soziale Urzins - mittlerweile unter der Nulllinie läge (vgl. Zero-Lower-Bound-Dogma) und die Zentralbank[+] daher ihre Leitzinsen[+] in den Negativbereich absenken müsste. Auf diese Weise würde die Volkswirtschaft wieder auf den Wachstumskurs[+] zurückgeführt.

Es stellt sich natürlich die Frage: Was ist davon zu halten?

Nun, wenn Sie sich die Zeitpräferenztheorie[+] des Zinses vor Augen führen, dann ist so eine Schussfolgerung natürlich falsch, denn eine Zeitpräferenz oder der Urzins können niemals null Prozentpunkte haben oder unter die Nulllinie rutschen. Und eine Geldpolitik[+], die für einen negativen Realzins sorgt, wirkt aus Sicht der Zeitpräferenztheorie[+] zerstörerisch.

Nehmen wir an, die Zentralbank[+] drückt alle Marktzinsen in den Negativbereich - darüber haben wir eben schon gesprochen - in den Negativbereich. Was würde passieren?

Die arbeitsteilige Marktwirtschaft[+] würde zusammenbrechen, weil wir als handelnde Wesen immer noch einen positiven Urzins in uns tragen und alles Einkommen konsumieren würden, wenn wir beim Konsumverzicht, Sparen und Investieren keine Rendite, keinen Zins erzielen können. Nun, wenn Sie genau hinschauen, dann ist die gegenwärtige Geldpolitik[+], die viele Zentralbanken[+] derzeit bereiten, auch gar nicht darauf aus, derzeit alle Marktzinsen in den Negativbereich zu befördern. Es geht ihnen vielmehr darum, ausgewählte Marktzinsen, nämlich die Zinsen für Staatsschuldpapiere, und die Zinsen auf Bankeinlagen[+] in den Negativbereich zu drücken, und deswegen geht es den Zentralbankern[+] vermutlich darum, die Schulden von Banken[+] und Staat über den Negativzins zu entwerten, denn ansonsten müssten ja die Befürworter der Theorie, dass der gleichgewichtige Zins negativ ist Politiken verlangen, die alle Zinsen in den Negativbereich drücken, also z.b. auch die Renditen, die man am Aktienmarkt erzielen kann oder die Renditen, die man durch Häuserinvestitionen erzielen kann, denn auch die müssten dann ja sozusagen auf Null gesenkt werden. Aber das ist wohl nicht das Ziel.

Da scheint tatsächlich also eine „Schuldenentwertungspolitik” das Ziel zu sein, was die Zinspolitik der Zentralbanken[+] antreibt. Die Forderung nach einer Negativzins-Politik kann die Folge eines verwirrten Denkens sein. Sie kann aber auch eine bewusste politische Instrumentalisierung einer falschen Idee sein, also nach dem Motto: Man kann sich auch absichtlich irren. Dass einige Ökonomen versuchen die Zinstheorie politischen Zwecken[+] dienstbar zu machen, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, weil vor allem machtvolle Interessengruppen ein Interesse daran haben könnten - und vermutlich auch haben, wie es naheliegt -, dass über einen Negativzins eben Schulden entwertet werden, und dadurch also insbesondere die Staaten und natürlich auch die hochverschuldeten Banken[+] selbst.
Der zentrale „Psycho-Trick” der gegenwärtigen Rechtfertigung[+] des positiven Geldzinses ist folgender: Man gibt dem Nutzen[+] des Handelns, der ja immer positiv sein muss, einen anderen Namen, nämlich „Urzins” (Begriffsdefinition hier), und pflanzt so in das Unterbewusstsein des Rezipienten der Hirnwäsche ein, dass der Zins nutzen würde und daher niemals negativ sein könne oder dürfe.
Eine Kritik des Urzins[+]-Begriffes der Miserianer und eine Auseinandersetzung mit der Lehre des Herrn Prof. Polleit gibt es hier.
Aber der Urzins ist eben nicht der Zins, und beides sollte niemals miteinander verwechselt werden. Richtig ist im Speziellen, dass der so definierte Urzins immer positiv sein muss, aber eben auch, dass der positive Zins eben mit der Zeit[+] immer weniger Leuten nutzt und global heute eben nur noch den reichsten 1%.

Der Zins ist der Preis der Zeit[+]!
Ende der Bezahlwand

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Tim Deutschmann

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