⌂ Netzwerke
Es wird der Begriff des Netzwerks definiert und zwischen anomischen, schwach nomischen
und nomischen Netzwerken, in denen es eine Ordnung[+] der Bestimmung gibt, unterschieden.
Ein Netzwerk besteht aus Knoten (die Agenten) und Kanten (Verträge, Beziehungen, Faszien).
Kanten verbinden jeweils zwei Knoten miteinander. Die Kanten stehen symbolisch für
Austauschbeziehungen aller Art,
darunter Verträge, Märkte und andere Beziehungen. Die Knoten sind handelnde (Wirtschafts-)
Subjekte, Menschen in sozialen Gruppen und in Beziehungen.
⌂ Knoten, Kanten, Direktion und Direktionskonflikte
Die Unterscheidung von nomischen und anomischen Netzwerken spiegelt das Vorhandensein von Führung und Weisung oder deren Abwesenheit. In einem nomischen Netzwerk besitzen die Kanten als zusätzliche Eigenschaft die evtl. zeitlich und relational feststehende Direktion. Die Direktion gibt an, welcher Knoten einer Kante über den jeweils anderen bestimmt, ihn also quasi führt.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Führung auch als eine Form der Forderung gesehen werden kann und, umgekehrt, dass Fordern Führen bedeutet. Die Geldforderung eines Knotens an einen anderen zwingt den anderen im Rahmen des Prinzips der Rechtstaatlichkeit[+] (pacta sunt servanda[+], § 241 BGB[+]) zur Hingabe von Geld. Die Darbringung des Geldes kann aus irgendeiner Mischung aus Verkauf aus dem Eigentumsbestand[+], Einsparungen bei Konsum, Gebrauch und Nutzung oder durch höhere Arbeitserträge[+] in irgendeiner Form bewirkt werden, jedenfalls muss hingegeben werden und genau darin besteht das Prinzip von Führung. Insofern ist Dienen die Hingabe des Knechtes an den Herren, des Nachgesetzten an den Vorgesetzten, des Leihnehmers an den Leihgeber, der Arbeit[+] an die Vermehrung des Geldes bei positivem Zins[+].
Ein Knoten kann mehrere Kanten mit unterschiedlicher Direktion besitzen. Dadurch können sich sehr komplexe Netzwerke bilden, welche unter Umständen immense Spannungen aufbauen, dann nämlich, wenn die Knoten jeweils widersprüchlichen Bestimmungen, Weisungen, Direktionen ausgesetzt sind, es also Direktionskonflikte gibt. Im Rechtswesen[+] werden Direktionskonflikte als Kollisionen von Rechtsgütern[+] und Rechtsansprüchen[+] bezeichnet.
⌂ Menge aller Knoten und Eigenschaften der Kanten
Bisher wurde stillschweigend[+] angenommen, dass die Knoten Menschen oder Menschengruppen sind. Die Menge aller möglichen Knoten kann jedoch auch leicht um Nicht-Menschliches, beispielsweise Lebendiges wie Tiere und Pflanzen, Boden, Grundstücke oder ganze Landschaften, Immobilien, Maschinen, Werkzeuge und natürlich allen möglichen Formen von Geld erweitert werden.
Die Kanten bestehen bei dieser Erweiterung in der Regel in Eigentums[+]- oder Besitzverhältnissen[+], bei denen die Direktion entlang einer Kante aus den Eigenschaften einer anderen Kante abgeleitet werden. Beispielsweise definieren in den Fällen, in denen das Verhältnis zu einer Sache in Eigentum[+] und Besitz[+] gespalten ist, die Eigentumsverhältnisse[+] (die Kanten, die herrschaftlichen Verfügungsrechte[+] an den dazugehörigen Sache sind) darüber, wie in den Besitzverhältnissen[+] die Direktion verläuft. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer[+] definiert, wie der Mieter mit der Mietsache (nicht) umzugehen hat, welche Handlungsweisungen oder -beschränkungen des Mieters gegenüber der Sache also bestehen.
Zu bemerken ist hier insbesondere, dass es innerhalb der Zivilisation (also innerhalb der Wirksphäre des Kapitalismus[+]) „normal“ ist, dass (tote) Sachen zwecks ihrer Vermehrung auf mehr oder weniger subtile Art direkt oder indirekt Herrschaft über Menschen und ihre Arbeitskraft[+] ausüben. Insgesamt, so wird später gezeigt, herrscht das geltende Tote[+] (das Geld) bei positivem Zins[+] über die Schöpfung, den „Naturmechanismus“, wie es Simmel[+] et al. nennen, und verwendet die Früchte der Schöpfung zur seiner Vermehrung.
Andere Beispiele für Ableitungen von Direktionen aus Eigentumsverhältnissen[+] sind Arbeitsverträge[+], die darüber bestimmen, wie ein Arbeiter[+] mit dem Eigentum[+] des Unternehmers handelt. Die Direktion des Eigentümers[+] wird als Bestimmung über die Handlung des Arbeiters[+] auf das Verhältnis (die Kante) zwischen dem Arbeiter[+] (der eine Knoten) und dem Werkstück, der Maschine, dem Material, usw. (der andere Knoten) übertragen.
⌂ Skaleninvarianz
Wenn es möglich ist, die Menge aller Kanten nach Typen zu sortieren, dann kann man die Beschreibung der Wirkung einer Kante (z.B. einer Beziehung oder eines Vertrages) auf beide Knoten übertragen auf alle Knoten, die über den gleichen Typ Kante miteinander verbunden sind. Was zunächst also allein eine Aussage zur Kante zwischen zwei Knoten war, trifft dann auf alle Kanten des gleichen Typs zu. Mit dem Begriff Skala ist hier die Größenordnung der Anzahl der betrachteten Knoten gemeint, und skaleninvariant (invariant = unveränderlich ) bedeutet, dass die Aussage unabhängig von der Größe der Gruppe auf die Knoten der jeweiligen Gruppe zutrifft.
Betrachtet man z.B. als spezielle Kante einen Arbeitsvertrag[+] und findet man zur Beziehung und Interaktion des Käufers und des Verkäufers der Arbeit[+] im Speziellen zutreffende Aussagen oder Regelungen, so lassen sich einige der Aussagen und Regelungen auf alle Vertragspartner von Arbeitsverträgen[+] übertragen. Regelungen zu bestimmten Typen von Arbeitsverträgen[+] z.B. werden in Tarifverhandlungen bestimmter Zweige und Branchen der Wirtschaft getroffen. Was für die gesamte Gruppe von Käufern und Verkäufern von Arbeit[+] gilt, gilt also auch für den einzelnen. Die Eigenschaft der Kante ist also skaleninvariant, unabhängig von der Anzahl der betrachteten Knoten.
Ein weiteres Beispiel sind die elementaren Konsumbedürfnisse einer großen Gruppe von Menschen. Sie ergibt sich aus dem Bedürfnissen eines einzelnen Durschnittlichen, Repräsentativen multipliziert mit der Anzahl der Personen der Gruppe.
Als letztes Beispiel sei das Verhältnis zweier Gruppen genannt: die Gruppe der Sparer und Gläubiger einerseits und der Darlehens- bzw. Kreditnehmer und Schuldner andererseits. Ein einzelner Sparer, der über eine Bank[+] einen Geldbetrag $G$ an Kreditnehmer verleiht, verfügt vor dem Verleih mindestens über das Vermögen $G$ und ist also jedenfalls in Bezug auf $G$ vermögender als die Kreditnehmer, die sich dieses Geld borgen. Die skaleninvariante Aussage lautet, dass die Gruppe der Sparer, beschränkt auf das von ihnen verliehene Geld, vermögender ist als die Gruppe der Kreditnehmer und also, dass Zinsen[+] immer von denjenigen gezahlt werden, die borgen müssen um besitzen und nützen zu können an diejenigen, die schon haben und leihen können, dass also der Zins[+] zu einer Anhäufung, Akkumulation[+] und Konzentration von Geldvermögen in der Hand immer wenigeren Reichen führt.
⌂ Querverweise auf 'Netzwerke'
- Einkopplung in das Geld-Netzwerk; Das Geld-Netzwerk; Vertragsarten, Austauschformen und Erwerbsklassen; Zuordnung von Eigentums und Besitzgütern, Eigentums und Besitzverhältnisse oder Güterbeziehungen; Vertragsarten; Einteilung in Geld- und Güter-Erwerbsklassen; Formen der Bestimmung im Vertrags- und Gesetzesraum; Bürger und Staat; Mengen im Vertrags- und Gesetzesraum: Ökonomie, Politik, Wirtschaft, Handel, Arbeit und Dienstleistung; Kopplung psychischer und sozialer System: Subjektive, Konsensuale und Oktroyierte Bewertungen; Zins, Verhalten und Bewertung; Referenzen / Einzelnachweise
- Wirkung des Kapitalismus auf die Umwelt; Wirtschaft als Netzwerk von Austauschbeziehungen; Ungestörte Austauschbeziehungen - freie Märkte; Gestörte Austauschbeziehungen als Folgewirkung des Zinses; Die Organe der menschenlichen Produktionsmatrix: Unternehmen und Lieferketten; Kritik des positiven Zinses im Mittel-Zweck-Schema im Hinblick auf die ökologischen und sozialen Schäden; Suggestiv überhöhte Zwecke: Konsumpropaganda; Suggestive Minderung des Wertes des Mittels; Verdrängung und Ignoranz; Ist der Urzins noch zu retten?; Referenzen / Einzelnachweise
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