⌂ Zins und Zeit
Es findet gerade eine Art Entschleunigung statt, doch muss zunächst der individuelle Hamstertreiber im individuellen Gehirn unter Kontrolle gebracht werden, bevor man dies bemerkt. Ich versuche hier kurz zu erklären, woher ein Teil unseres Stresses[+] kommt. Das Argument ist nicht trivial.
Man kann mathematisch die Angehörigen eines Währungsraumes, in dem die Zinsen[+] positiv sind, in zwei Gruppen unterteilen. Die eine Gruppe nimmt insgesamt Zinsen[+], die andere Gruppe gibt Zinsen[+]. Es ist relativ einfach, sich klarzumachen, dass bei positivem Zins[+] die Gruppe, die Zinsen[+] nimmt, die reichere von beiden Gruppen ist und dass die Angehörigen dieser Gruppe zahlenmäßig in einer Minderheit sind, die immer kleiner wird, während die Gruppe derjenigen, die insgesamt Zinsen[+] geben immer größer wird und immer ärmer. Die berühmte Schere.
Nun kommt ins Spiel, was der Zins[+] im physikalischen Sinne ist.
Der Zins[+] ist das Hinzuwachsende[+] eines geltenden Toten[+], das Kind des Geldes mit demjenigen der ihn gebärt, der Zuwachs des Kapitals. Mit dieser Eigenschaft, die wir dem Geld geben, nämlich die Fähigkeit zu wachsen[+], pervertieren wir den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik[+], der im Volksmund umgangssprachlich als der „Zahn der Zeit[+]“ bekannt ist. Anschaulich betrachtet ist der Negativzins der Natur als das Nagen der Zeit[+] an aller Materie zu erkennen. In der Betriebswirtschaftlehre heißt der Negativzins Abschreibungen.
Alles altert mit der Zeit[+].
Die Alterungsgeschwindigkeit ist die Höhe des Negativzinses der Natur. Unsere Umwelt, das Universum, ist also so geschaffen, dass wir einer permanenten Erosion, einem Angriff durch die Zeit[+] selbst, ausgesetzt sind. Wir erliegen diesem Angriff, wenn wir sterben.
Als Zahn der Zeit[+] interpretiert, frisst das Kapital der kleinen Gruppe der Zinsnehmer[+] an der immer größer werdenden Gruppe der Zinsgeber[+] und beschleunigt ihre Alterung.
- Ihre Lebenshaltungskosten steigen ständig, das heißt Inflation[+].
- Und ihre Arbeit[+] wird abgewertet, das heißt Lohndumping.
Wenn man es sich mit Abstand anguckt, dann erkennt man auch, dass von der Gruppe der Zinsgeber[+] Zeit[+] umverteilt wird auf die Gruppe der Zinsnehmer[+]. Die Zeit[+], die den Zinsgebern[+] genommen wird, ist diejenige Arbeitszeit[+], die sie zur Abbezahlung der Kreditzinsen ableisten muss. Diese Zeit[+] wächst[+] den Zinsnehmern[+] als zusätzlicher monetärer Freiraum hinzu. Der Zins[+] ist für die Reichen ein leistungsloses Einkommen und ermöglicht ihnen das Verbringen von Zeit[+], ohne dabei arbeiten zu müssen, sie leben vom Zins[+].
Kehrt man das Zinsvorzeichen[+] um, dann fließt diese gestohlene Zeit[+] vom akkumulierten[+] Kapital zurück zu denjenigen,
denen die Zeit[+] gestohlen wurde. Kommen die Negativzinsen, dann bekommen alle, die arbeiten, mehr Zeit[+] geschenkt,
und die brauchen wir, wenn wir uns um unsere Zukunft, also unsere Kinder, kümmern wollen.
⌂ Querverweise auf 'Zins und Zeit'
- Aktuelles (Blog)
- William N. Goetzmann zu Aristoteles, den Scholastikern und den italienischen Grundlagen des heutigen Kapitalismus; Das Geld als künstliche Lebensform; Diebstahl von Zeit und eine verallgemeinerte Definition des Arbeitsbegriffs; Moderne Leibeigenschaft; Der Justinianische Codex für Kredite und die Textstelle Lukas 6:35 in der Vulgata; Wie man die Wirkungen von Negativzinsen aus den Wirkungen positiver Zinsen ableitet
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