⌂ Entwicklung von Psychologisierung, Rationalisierung, Vernunft, Ratio und Verstand an den Höfen des Abendlandes nach Norbert Elias
Spätestens mit der Entwicklung der Geldwirtschaft hatten Menschen aus den niederen Ständen der abendländischen Gesellschaft die Möglichkeit[+], als Bürgertum aufzusteigen und dem höfischen Adel, der ehemaligen Kriegerschicht der Anfänge, den Rang streitig zu machen. Sowohl auf den Druck auf die gesellschaftlichen Stellung durch das aufsteigende Bürgertum als auch aufgrund der sozialen Nähe und der höfischen Konkurrenzkämpfe um Prestige, Gunst des Königs, Macht, Einfluss und Chancen reagierte der Adel mit der Ausbildung von Unterscheidungen (Distinktionen) im Verhalten und der Einstellung. Das Verhalten und die Einstellungen, die sich zuerst an den Höfen des Abendlandes bildeten, übertrugen sich im Verlauf der Zeit[+] sukzessive auf die darunter liegenden Schichten der Gesellschaft.
Die Psychologie beschäftigt sich mit der Rationalisierung von Gefühlen (Affekten, Trieben, Impulsen aus dem Es, usw.). Das einander-ausgesetzt-Sein an den Höfen in Kombination mit der Konkurrenzsituation zwang den Adel zur Selbstreflektion. Die Rationalisierung der Gefühle, ihre begriffliche Erfassung, das intellektuelle gegenseitige Verstehen, die Fähigkeit der Wahrnehmung des Kontrahenten in seiner sozialen Eingebundenheit in den höfischen Cliquen war letztendlich eine Notwendigkeit[+] in der Fortsetzung der körperlichen Kämpfe der Anfänge des Abendlandes mit den unkörperlichen Mitteln[+] der Psychologie. Um auch in Zukunft am Hofe bestehen zu können bedurfte es der Ausbildung von psychologischen Fähigkeiten, der Affektbeherrschung und Manipulation, also der Rationalisierung, und einer Langsicht[2, S. 388]:
⌂ Vernunft und Langsicht
Der Zins[+] ist eine Vorsorge in der Gegenwart für die Zukunft in Form eines Konsumverzichts.
Der Sparer (der „Rationalisierer“) konsumiert in der Gegenwart nicht,
um in der Zukunft mehr zu haben. Der Zins[+] ist eine zukünftige (hinzukommende, hinzuwachsende[+]) Belohnung
für den Konsumverzicht in der Gegenwart.
Die Entwicklung der Vernunft[+] geschah über lange Zeiträume[+] hinweg:
Der Verzicht auf die Stillung gegenwärtiger Bedürfnisse, der Belohnungsaufschub, erfordert Triebregulierung. Der Konsumverzicht in der Gegenwart und die damit einhergehende Dämpfung der Affektivität, ist der wesentliche Treiber der Spaltung von Trieb- und Ichzentrum, der Keil den der Zins[+] in die Seele treibt:

Wer den Zins[+] bekommen will, muss am Konsum sparen und das Geld stattdessen
in eine Unternehmung fließen lassen, die derartig profitabel ist, dass sie den Zins[+] abwirft.
In der Mittel[+]-Zweck[+]-Sprache sind Unternehmungen, also soziale Verkörperungen
von Handlungen, Mittel[+] zur Erreichung von Zwecken[+]. Vernünftig sind genau jene Handlungen,
deren Nutzen[+] die dazu notwendigen Aufwendungen (z.B. Kraft aber eben auch geliehenes Kapital)
übersteigt. Vernünftige, also durch einen Zuwachs oder Zins[+] belohnte Mittel[+] sind also genau jene,
die einen kleineren Wert haben als der damit erreichbare Zweck[+].

⌂ Querverweise auf 'Entwicklung von Psychologisierung, Rationalisierung, Vernunft, Ratio und Verstand an den Höfen des Abendlandes nach Norbert Elias'
Sie kennen vielleicht von anderen Medien sogenannte "Bezahlwände". Sie erhalten die von Ihnen begehrten Informationen nur, wenn Sie den Artikel kaufen oder regelmäßig zahlen. Soweit kann ich es aus berufsethischen Gründen nicht kommen lassen, bitte Sie jedoch trotzdem darum, meine Arbeit mit einer Spende oder einer Schenkung zu unterstützen.
Tim Deutschmann
USt-IdNr.: DE342866832
IBAN: DE49 4306 0967 6023 3551 01
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck 'Spende'.
Liste mit SpenderInnen, weitere Informationen zu meiner Finanzierung hier.
Kontakt- und Adressdaten:
E-mail: autor@tim-deutschmann.de
Keltenweg 22
69221 Dossenheim
Impressum