⌂ Konsum oder Investition?
Konsum grenzt sich von der Vorratshaltung von Geld, dem Sparen ab.
Das Zurücklegen einer bestimmten Menge $N_0$
des universellen Tauschmittels Geld ist ein Nichtkonsum (oder auch ein Konsumverzicht)
in der Gegenwart zum Zeitpunkt[+] $t_1$
$$
z_\text{Zurückstellung}=\frac{1}{t_2-t_1}\cdot\log\left(\frac{W(N_0,t_2)}{W(N_0,t_1)}\right)
$$
zum Zweck[+] des Besitzes[+] von einer Geldmenge[+] zu einem zukünftigen Zeitpunkt[+] $t_2$.
Der gegenwärtige Wert des Geldes $W(N_0,t_1)$ wird also gegen den zukünftigen Wert $W(N_0,t_2)$ abgewogen.
Das Ziel des Konsums ist
hingegen die Sättigung gegenwärtiger Bedürfnisse.
Die Sättigung der existenziellen Bedürfnisse berührt die Einhaltung
der Menschenrechte und so dient der
Konsum
in der Endphase des Kapitalismus[+] den meisten Menschen primär zur Sicherung der aufgebauten
Existenz, wobei der „monetäre Rahmen“ für den individuellen Konsum
durch das jeweilige Einkommen festgelegt ist.
Bei der Frage, ob zurückgelegt („gespart“ bei positivem Zins[+]) oder konsumiert wird, ist die grundsätzliche Frage, welcher Zins[+] dafür größer ist. Konsum ist ein Mittel[+] zur Bedürfnisstillung, die Zweck[+] ist. Man kann also analog zur Rentabilität eine Art „Konsumzins“ oder Mehrwert des Konsums definieren als $$ z_\text{Konsum} =\frac{1}{t_2-t_1}\cdot\log\left( \frac{W(\text{Bedürfnisstillung},t_2)}{W(\text{Konsum}, [t_1,t_2])} \right). $$ Vernünftiger Konsum in Abwägung zur Zurückstellung ist also genau dann gegeben, wenn der „Konsumzins“ größer ist, als der „Rückstell-Zins[+]“. $$ z_\text{Konsum}\gt z_\text{Zurückstellung} $$ Konsum in der Gegenwart ist also genau dann vernünftig[+], wenn der Wert der Bedürfnisstillung in der Zukunft den Wert der dann vorhanden Geldmenge[+] nach Konsumzurückstellung übersteigt. In Bezug auf eine Konsumentscheidung muss berücksichtigt werden, dass die Wertfunktion $W(g,t)$ subjektiv ist. Insbesondere müssen von einem vernünftigen[+] Menschen in einer zunehmend vernetzten Welt Folgen des Konsums betrachtet werden.
⌂ Existenzminimum
Geld allein kann den Menschen nicht ernähren. Die natürliche Währung des
lebendigen Körpers sind die Nährstoffe und physischen Bedingungen,
die er zur Aufrechterhaltung seiner Primärfunktionen, das Leben benötigt. Deswegen ist
letztendlich das relative Verhältnis der Preise der lebenswichtigen Güter und dem
Einkommen entscheidend. Sowohl Preise $p_i$ für Lebensnotwendiges wie Konsum- und Nutzgüter $n_{E i}$
als auch das Einkommen, zusammengesetzt aus Arbeits[+]- und Kapitaleinkommen variieren von Region zu Region
und müssen sich aber aufgrund der existenziellen Zwänge[+] zur Aufrechterhaltung des Lebens immer wieder
um ein existenziell entscheidendes Verhältnis einpendeln.
Hinter jedem Gut des existenziellen Bedarfs steht eine Lieferkette (Grafik) welche Teil des gesamten Netzwerks der Wirtschaft ist. Der Konsument eines bestimmten Produkts ist nicht unbedingt direkter Teil der Lieferkette, jedoch hängt sein Einkommen vom Zins[+]-Niveau des gesamten Währungsraums ab. Da die Sicherstellung der Existenz eines Menschen einen starken Handlungsdruck verursacht, müssen die Einkommen
⌂ Die Schwelle zur arbeitsfreien Existenz
Grundsätzlich gibt es Einkommen aus Arbeit[+] und Kapitalerträge. Kapitalerträge entstehen durch „Nichts-Tun“ des Kapital-Eigentümers[+]. Sei der Eigentums- und Besitzstand $\{\mathbf{K},\mathbf{K}_E,\mathbf{K}_B\}$ und seien die Summe aus Abschreibungen und Rendite auf das Kapital $z_r-\delta$. Hat der Mensch einen kritischen Eigentums und Besitzstand $\{\mathbf{K},\mathbf{K}_E,\mathbf{K}_B\}_\text{kritisch}$ erreicht, bei dem alleine die Kapitalerträge die Kosten zur Sicherung der Existenz ganz decken, hat er die Existenzschwelle erreicht: $$ \sum\limits_i p_i\cdot n_{E i}=(z_r-\delta)\cdot W\left(\{\mathbf{K},\mathbf{K}_E,\mathbf{K}_B\}_\text{kritisch}\right) $$ wobei die $n_{E i}$ den Strom der existenzsichernden, lebensnotwendigen Güter bezeichnet. Die Höhe dieser Schwelle hängt also von den Preisen für die existenzsichernden Güter, der effektiven Kapitalrendite $z_r$ und den effektiven Abschreibungen $\delta$ ab: $$ W\left(\{\mathbf{K},\mathbf{K}_E,\mathbf{K}_B\}_\text{kritisch}\right)=\frac{\sum\limits_i p_i\cdot n_{E i}}{(z_r-\delta)} $$ wobei mindestens $z_r\gt\delta$ gelten muss. Die Abschreibungen müssen also kleiner sein als die Kapitalrendite. Der existenzielle Bedarf ist für erwachsene[+] Menschen in etwa gleich groß, jedenfalls aber nach oben beschränkt.
⌂ Konsumfolgen - Lieferketten und Fernwirkung
Die gesamte Lieferkette bleibt dem Konsumenten beim Kauf eines Produktes für gewöhnlich verborgen.
Aufgrund der Zwänge[+] des Kapitalismus[+]
ist es aus Sicht des Herstellers auch gar nicht profitabel, dass der Konsument
sämtliche Begleitumstände einer Produktion und dabei insbesondere den Umgang mit den Rechten[+]
der Arbeiter[+] sowie den Abfällen der einzelnen Produktionsschritte kennt.
Die monetäre Bemessung dieser in der ökosozialen Gesamtbilanz
oft negativ zu Buche schlagenden Wirkungen einer Produktion werden oft auch
nicht eingepreist. So ist der Marktpreis oft deswegen zu niedrig, weil so eine höhere
Nachfrage nach dem Produkt erzielt werden kann.
Anders ausgedrückt wird die Umwelt beschädigt, wenn der Wert des konsumierten Produktes, also seine Kosten in Wirklichkeit den Wert des Zwecks[+] übersteigen. Die Formulierung „in Wirklichkeit“ ist ein absolutes Kriterium, das bei der Bemessung der komplexen Wirkungen einer Produktion auf die Umwelt gefunden werden muss.
⌂ Wirkung von Investition (Konsum-Zurückstellung) bei positivem und negativem Zins
Die Handlung der Zurückstellung des Konsums hat durch das Vorzeichen des Zinses[+] auf Zurückgelegtes unterschiedliche Wirkungen auf das der Bank[+] aus Sicht des Zurücklegenden nachgeschaltete Netz.
Im Kapitalismus[+] (bei positivem Zins[+]) bedeutet die Konsumzurückstellung eine Bereicherung des Zurücklegenden auf Kosten des Netzes welches an die Bank[+] angeschlossen ist. Geld-Vorratshaltung bei positivem Zins[+] bedeutet also Wegnahme des Zinses[+] von real Arbeitenden[+]. Zum anderen wird die Zurückstellung durch den Zins[+] belohnt, wodurch eine Konditionierung auf die Zurückstellung gegenwärtiger Bedürfnisse erfolgt.
Im Sozialismus[+]/Kommunismus[+] (bei negativem Zins[+]) bedeutet Konsum-Zurückstellung jedoch Hingabe des Zinses[+] an die real Arbeitenden[+], also an alles Lebendige. Aus Sicht des Zurücklegenden wird das Zurücklegen mit einer kleinen Gebühr (dem Zins[+]) bestraft, es trotzdem zu tun bewirkt die (passive) Hingabe des Zinses[+] an die Arbeit[+] anderer, während Konsum Hingabe an sich selbst bedeutet.
Eine Alternative zu passiver Zurückstellung ist der Verleih des Zurückgelegten an Unternehmen, die mit dem Geld eine reale Wertsteigerung erreichen können aktive Zurückstellung. Dieser Verleih kann sowohl einen festen (Kredit) als auch einen variablen Zins[+] (Aktien) haben und insgesamt rentabel sein, wenn er vernünftig[+] durchgeführt wird. Für gewöhnlich zeigt das Ergebnis in der Zukunft, ob eine Handlung in der Vergangenheit wirklich vernünftig[+] war.
⌂ Querverweise auf 'Konsum oder Investition?'
- Teleologische Reihen; Kausalität und die Länge teleologischer Reihen; Synonyme und Analoga; Vergleich zwischen Sinn- und Kausal-Ordnung nach Thure von Uexküll; Existenz als Zweck; Grundzweck: das Existenzminimum; Höhere Zwecke - höhere Formen der Existenz; Teleologisches Handeln einer Gruppe; Referenzen / Einzelnachweise
- Die Liquiditätsfalle; Maßnahmen an der Null-Zins-Grenze und Umlaufsicherung; Wirkung der Umlaufsicherung; Wer will das Geld behalten, wenn es schimmelt und schwindet?
- Die goldene Regel, das nomische Gleichgewicht in Austauschbeziehungen und der Zins; Übertragung von Zwängen in Austauschbeziehungen; Quellen von ökonomischer Heteronomie; Wo liegt die eigentliche Quelle der Heteronomie?; Autonomie relevanter sozio-ökonomischer Rollen; Leihgeber vs. Leihnehmer, Eigentümer vs. Besitzer und Gläubiger vs. Schuldner; Selbstständig oder Angestellt?; Profitabilität: Einschränkung der funktionalen (Selbst)Bestimmung (Berufsausübung) auf mehrheitsfähige private Zwecke; Unternehmer vs. (Mit) Arbeiter und Arbeit„geber“ vs. Arbeit„nehmer”; Selbstbestimmung des Konsumenten; Welches Vermögen müsste der Mensch also haben, so dass die Zinsen auf sein Geldvermögen genau so groß sind wie seine Ausgaben?; Negativen Zinsen: Stärkung der Autonomie gegenüber dem Kapital; Referenzen / Einzelnachweise
- Ökonomisches und Wirtschaftliches Handeln: Urzins und Nutzen; Vernunft, Rentabilität und Handlungszins (Urzins); Nutzen
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