⌂ Die Wertaufbewahrungsfunktion bei negativem Zins
Die Übersichtsgrafik zeigt die Zinsen[+] von Kredit und Sparvertrag bei negativem Zins[+].
Statt 'Sparzins' ist auch die Bezeichnung Einlagezins üblich. Der positive Einlagezins ermöglich die Aufbewahrung von Geld auf Sparkonten.
Die reale Verzinsung des Ersparten ist abhängig von der Inflationsrate[+].
Menschen sind an die Eigenschaft von Geld gewöhnt, Werte zu speichern. Monetär profitables Handeln macht vor allem deswegen Sinn, weil der
Profit (der Gewinn, die Rendite) auf dem Bank[+]-Konto aufgehoben werden konnte und man sogar zum Ausgleich der Inflation[+] von der Bank[+]
noch Spar-Zinsen[+] bekam.
Die Wertbewahrungsfunktion des positiven Zinses[+] gibt den Menschen ein Gefühl der Sicherheit, auf das monetäre Äquivalent des Geleisteten zurückgreifen zu können.
Im Kommunismus[+] (Negativzins-Wirtschaft) nimmt die Wertaufbewahrungsfunktion, die im Kapitalismus[+] (bei positivem Zins[+]) eine statische Form hatte, eine dynamische Form an. Die Instanz, in der Werte aufbewahrt werden, ist die dem „Sparkonto“ gegenüber liegende Seite, nämlich das Netzwerk der Realwirtschaft. Die Sicherstellung der Wertaufbewahrungsfunktion bei negativem Zins[+] ist die anspruchsvollste Herausforderung beim Übergang vom Kapitalismus[+] zum Kommunismus[+]. Wertaufbewahrung ist immer noch möglich, funktioniert allerdings nach anderen Regeln und Gesetzmäßigkeiten als im Kapitalismus[+].
Wird bei negativem Zins[+] kein neues Geld erschaffen, sondern lediglich vorhandenes Geld umverteilt, so müssen die negativen Zinsen[+] auf Einlagen immer kleiner (bzw. betragsmäßig immer größer) sein, als die Zinsen[+] von Negativ-Zins[+]-Krediten.
Es gilt also, wie auch im Kapitalismus[+], die Formel $$ Z_K\gt Z_S. $$
Der Zins[+]-Strom hat seinen Ursprung[+] bei den Spareinlagen und wird verteilt auf die Kosten des Bankennetzes[+] und die Kreditnehmer. Die einzige Möglichkeit[+], die Kosten der Bank[+] zu umgehen ist die direkte Vergabe von Krediten.
⌂ Einige allgemeine Betrachtungen
Den Ängsten[+] beim Wechsel des Zins[+]-Vorzeichens ist zunächst zu entgegnen, dass alle materiellen Dinge von Natur aus zerfallen. Eisen rostet, Stein bröckelt, wenn er der Witterung ausgesetzt ist, Holz wird von Lebewesen zersetzt. Der negative Zins[+] betrachtet als ein substanzieller Verlust, ist ein natürliches Phänomen, der sich mathematisch in den negativen Exponenten von Zerfallsgesetzen ausdrückt.
Eine Wirtschaft, in der das universelle Tauschmittel zerfällt, bzw. eine intrinsische Neigung hat, sich zu verteilen (vgl. zum Phänomen der Diffusion) belohnt ein anderes Sozialverhalten, welchem bei der Reimplementierung bzw.- dem Ersatz der Wertaufbewahrungsfunktion eine zentrale Bedeutung zukommt. Dieses Sozialverhalten, welches komplementär zum Kapitalismus[+] ist, muss erst erlernt werden, da es im Kontext der Wirtschaft unbekannt ist.
Insgesamt betrachtet steht im Kapitalismus[+] die Realwirtschaft unter einem Vertragsabschlusszwang (ähnlich einem Kontrahierungszwang[+]), der von der Zentralbank[+] durch die Leitzinsführung[+] ausgelöst wird. Sind die Leitzinsen[+], und vor allem die Einlagezinsen, negativ, so verlagert sich der Zwang[+] auf die Seite des Kapitals, bzw. der Einlage. Dieser Umstand heisst Finanzrepression[+] und ergibt sich wegen der Symmetrie aus der Umkehr des Zins[+]-Vorzeichens.
Symmetrisch sind die beiden Instanzen auf der Aktiv und der Passivseite der Bank[+] jedoch nicht. Im Kapitalismus[+] wird durch das Kapital Arbeit[+] durch Zins[+] erzwungen, im Kommunismus[+] hingegen erzwingen die Unternehmer und Arbeiter[+] vom Kapital Zins[+]. Das jeweils erzwungene Gut ist ungleich, Arbeit[+] entsteht aus dem Leben und ist lebendig, während Kapital überwiegend tot ist. Erzwungene Arbeit[+] fühlt sich für den Geber der Arbeit[+] ganz anders an, als erzwungenes Kapital für den Eigentümer[+] des Kapitals.
⌂ Eine Analogie: schmelzendes Eis
Um die fundamentale Wirkungsweise des negativen Zinses[+] in einem Gleichnis, einem Bild bzw.
mit einer Analogie[+] zu beschreiben, stelle man sich vor, dass sich ein Vermögen im Kapitalismus[+] bildet,
wie Wasser bei Temperaturen unter Null an einem Eis-Block festfriert.
Das durch den Zins[+] erzwungene Geld ist mathematisch der (z.T. physikalischen) Arbeit[+] proportional, die zur Abbezahlung des Kredit-Zinses[+] abgeleistet wurde. Der Wert der Arbeit[+] (ihr Preis, der Lohn) ist lokal relativ zu den übrigen Preisen festgelegt. Die Arbeit[+] ist insbesondere dann der physikalisch verrichteten Arbeit[+] proportional, \begin{eqnarray} \text{Arbeit}&=&\int\limits_\text{Weg}\text{Kraft}(t)\,d l\\ &\approx&\text{mittlere Kraft}\times\text{Weglänge}, \end{eqnarray} wenn es sich um eine Form physischer[+] Arbeit[+] handelt. Bei einer Anstrengung des Geistes ist für das Analogon des erzwungenen Geldes eher die Aufspaltung in „Denkleistung“ und Zeit[+], exakt der allgemeineren Formulierung „(Denk-)Leistung integriert über die Zeit[+]“ zutreffend \begin{eqnarray} \text{Arbeit}&=&\int\limits_\text{Zeit}\text{Leistung}(t)\,d l\\ &\approx&\text{mittlere Leistung}\times\text{Dauer}. \end{eqnarray}
Am Ende des Kapitalismus[+] ist also das zusammengeraffte Geld der Arbeit[+] proportional, die über den Zeitraum[+] des kapitalistischen Prozesses zur Abbezahlung der Kredite abgeleitet wurde.
Werden die Zinsen[+] dann ins Negative abgesenkt, verhält sich das Vermögen ähnlich wie sich ein Eis-Block unter der Umweltbedingung von Temperaturen über 0°C verhält. Das Eis beginnt zu schmelzen und wird flüssig (liquide). Die Situation des Sparers ist also in etwa so, wie wenn die Temperatur auf der Bank[+] vielleicht 3°C (entsprechend -3% Spar/Einlage-Zins[+] beträgt) und er somit gezwungen ist, einen kühleren Ort von vielleicht 1°C (entsprechend -1% Kredit-Zins[+]) zu finden. Es geht also bei der vollkommen Risiko-losen Anlage überhaupt nicht mehr darum, das Geld leistungslos zu vermehren, sondern es möglichst gut zu erhalten. Jeder sichere (kontrahierungsfähige) Kredit-Nehmer, der weniger Zins[+] nimmt als die Bank[+], wird dem Geld-Vermögenden recht sein.
Die Vermögen nähern sich mit der Zeit[+] von oben abfallend oder von unten ansteigend einem leistungsabhängigen Sättigungsniveau an. Am Anfang der postkapitalistischen Negativzins-Wirtschaft kehrt sich das Verhältnis vom Zins[+] direkt und indirekt Begünstigter genau um. Je nachdem, wie lange die Zinsen[+] im positiven Bereich gehalten wurden, profitiert eine große Mehrheit von den negativen Zinsen[+].
Im Verlauf der Negativzins-Wirtschaft sinkt das Verhältnis derjenigen, die direkt oder indirekt vom Zins[+] profitieren, und den nicht begünstigten (sondern „bestraften“) auf 1:1 ab. Zu den Bestraften gehören logischer Weise diejenigen, denen es gelingt am meisten Geld aufzuhäufen. Die vom Zins[+] Benachteiligten/Bestraften sind also die reichsten Menschen des Systems, während die vom Zins[+] Begünstigten die Ärmsten sind.
Das Gleichgewicht, das dann erreicht ist, kann im Prinzip ewig fortbestehen, ohne dass das sozial-ökonomische System zerbricht.
⌂ Die unsichtbare Hand bei negativem Zins
Zinsen[+] greifen in das Marktgleichgewicht, also in die Preisbildung[+] ein. Im Kapitalismus[+] verursachen die positiven Zinsen[+] einen Zins-Sog (die unsichtbare Hand), der vom verzinsten Kapital ausgeht und alle in Geld handel- und messbaren Güter anzieht.
So entstehen im Kapitalismus[+] die Phänomene der Wegwerf-[+] und Überflussgesellschaft[+] sowie kommt es zum Phänomen der Migration der Bevölkerung des Landes in die Städte. Ist das Zins[+]-Niveau zu hoch, gerät die arbeitende Bevölkerung unter einen immensen Stress[+]. Die durch den positiven Zins[+] erzwungenen Rationalisierungen im Produktionsprozess führen zu Entlassungen und zum massenhaften Wegfall von Arbeitsplätzen[+].
Im Kommunismus[+] geht vom Kapital Zins[+] aus und strömt über die Markt-Beziehungen durch das Vertragsnetz der Wirtschaft.
⌂ Modularer Aufbau von Gütern
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⌂ Reparaturgesellschaft
[...]
⌂ Querverweise auf 'Die Wertaufbewahrungsfunktion bei negativem Zins'
- Liebe Deinen Feind!; Denkschulen und Denkfabriken (Thinktanks); Das Produkt gut bezahlter Trolle: eingehegte Meinung, Verblendung und geistige Verwirrung rund um den Maschinenraum der Ökonomie!; Aus einer E-Mail; Am Haus nagen: E-Mail an Philipp Bagus, CC Andreas Marquart; Referenzen / Einzelnachweise
- Was dieses scheinbar dumme Gerede mit der freien Energie soll
- Email an Avaaz
- Der Übergang vom gegenwärtigen Sozialismus (0 Prozent Zins) in den Kommunismus
- Emergenz des Musters der Nachhaltigkeit unter der Negativzins-Ökonomie
- Definition des Kommunismus; Antrieb des Kommunismus; Der Negativzins ist ein „Verwahrentgelt“ für Leihkapital, ein Ablass, Preisbildung; Synonyme und Literatur zu den Wirkmechanismen der Negativzins-Ökonomie; Der Sinn der Welt und die Kommende Welt
- Stoffströme und Zins - Zinssog im Kapitalismus - die unsichtbare Hand; Referenzsituation - der freie Markt; Verhandlungsbias bei positivem Zins (Kapitalismus); Konstanter Preis; Elastischer Preis; Gleichgewichtspreis bei einem Zinsbias; Wirkung des Preisbias: Bias im Stoffstrom; Zinsschuld auf der Verkäufer-Seite; Allgemeiner Fall: Unterschiedliche Zinsschuld bei beiden Markt-Partnern a.b.a. die unsichtbare Hand; Vergleich vom Import und Export und Kompensation des Zinssogs; Die Wegwerf und Überflussgesellschaft im Kapitalismus; Stoffstrombias bei negativem Zins: die Reparaturgesellschaft; Übersicht und Zusammenfassung Zins und Preise; Referenzen / Einzelnachweise
- Negativzins-Wirtschaft
- Postkapitalistischen Restrukturierungen in einer Wirtschaft unter einer Negativ-Zins-Ökonomie; Restrukturierungstendenzen von Führung unter negativem Zins; Negativzins und Heterarchie
- Die Vergemeinschaftung von Kapital; Eigentumskapital und Leih- oder Besitzkapital; Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate; Vergemeinschaftung von Leihkapital; Vergemeinschaftung von Leih- oder Besitzkapital am Beispiel von Mietwohnungen; Vergemeinschaftung übrigen Leihkapitals; Vergemeinschaftung von Produktionskapital und übrigem Kapital; Gesamtbetrachtung
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