⌂ Negativzinskredite und Vernunft
Eines der schwerwiegendsten Argumente der Kritiker
einer Negativzinswirtschaft ist der Wegfall eines „Anreizes“
zu „moralisch korrektem“ Verhalten. Die Kritiker verweisen in Bezug zum
verwendeten Begriff der Moral auf das Bündel von kapitalistischen
Werten, welches sich bei positivem Zins[+] im Verhalten der vertragstreuen
Menschen abbildet.
⌂ Die Kehrseite der Vernunft positiver Zinsen
In 2015 kann jedoch der positive Zins[+] angesichts der Lage der Welt sicher nicht dafür herhalten, den Menschen vernünftig[+] gemacht zu haben. Man kann sagen, dass der positive Zins[+] den Menschen an die Grenze zur Vernunft[+] bringt. Den letzten Schritt in dieser Transformation muss der Mensch jedoch selbst tun. Der vernünftige[+] Mensch versteht in 2015/2016, dass der natürliche Zins[+] aufgrund der Naturgesetze[+] negativ ist und dass der positive Zins[+] die Regeln eines perversen Spiels definiert, welches auf gar keinen Fall zu lange gespielt werden darf, da es sonst die Würde des Lebens angreift und das Leben zerstört.
Das lateinische Wort pervers bedeutet 'verkehrt herum'. Die zentrale Perversion des Kapitalismus[+] besteht im Vorgang der Kreditvergabe an einen arbeitenden Unternehmer.
Auf welche Weise dieser Angriff geschieht, wird in der Analyse von Wertschöpfungsketten und der Zusammensetzung von Preisen deutlich. Der Kapitalismus[+] erzeugt durch Autonomieeinschränkung (Zwang[+]) eine große arbeitsteilige Maschine, welche Rohstoffe aus der Umwelt fördert, in der Kette weiterverarbeitet und letzlich einem Endverbraucher zuführt. Die Preise setzen sich aus Gewinnen, Kapital- und Arbeitskosten[+] zusammen, welche an den Stationen entlang der Kette entstehen. Der initiale Rohstofflieferant ist immer die Umwelt. Die am stärksten Begünstigen befinden sich in der Nähe der größten Profiteure dieses Prozesses, die Verlierer und Geschädigten an der Grenze der Maschine zu seiner Umwelt.
In 2015 wird angesichts von globalen Flüchtlingsströmen verursacht durch Kriege, Umweltzerstörung, soziale Armut, wirtschaftliche Perspektivlosigkeit offenbar, dass die „eine kapitalistische Vernunft[+]“ vermittelnde Wirkung von positiven Zinsen[+] als natürliche Grenze die Würde des Lebens hat.
Insgesamt betrachtet existiert ein Widerspruch zwischen dem wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungsstand der kapitalistischen Länder der Welt und seiner Wirkung auf das Gesamtsystem Erde.
Aufgrund von vertraglichen Zwängen sind sehr viele Menschen am Ende des reifen Kapitalismus[+] nicht mehr frei, gegen das Unrecht einzuschreiten, sondern sind den subjektiven Zwecken[+] einer kleinen Minderheit unterworfen und dienen in ihrer Einbindung in die soziale Maschine (die Matrix), also ihrer Funktion nach der Herstellung von Mitteln[+] zu Erreichung dieser wenigen subjektiven Zwecke[+].
Das Problem ist letztendlich also, dass die subjektiven Zwecke[+] der bestimmenden (autonomen) Menschen der Welt nicht die höchsten Zwecke[+] des Lebens sind. Da es nur sehr wenige aufgrund ihres Reichtums hinreichend handlungsfähige (also selbstbestimmte) Menschen gibt, wird die Gesamtheit der höchsten Zwecke[+] reduziert auf die angestrebten höchsten Zwecke[+] dieser kleinen reichen Minderheit.
⌂ Eine natürliche Vernunft
Jedes Lebewesen hat Würde. Es handelt selbstbestimmt aufgrund seiner ihm innewohnenden Vernunft[+]. Das subjektiv als vernünftig[+] empfundene Handeln oder Sein eines Lebewesens ist genau solches, das aufgrund der Erfahrungen die seinem Gedächtnis oder seiner genetisch bedingten Intuition[+] (Instinkt) zur Vermeidung einer seine Existenz gefährdenden Situation führt. Ein vernünftiges[+] Lebewesen nutzt also in der Gegenwart genau solche Mittel[+], die dem Zweck[+] seiner zukünftigen Existenz dienlich sind.
Die Handlungsfähigkeit in Bezug auf die Wiederherstellung und Einhaltung dieser Grenze der Würde liegt aufgrund der globalen Vermögensverteilung Ende 2015 in der Hand von sehr wenigen Menschen. Es sind bei positivem Zins[+] die Zwecke[+] dieser wenigen Menschen, deren Verfolgung dem Planeten mit Hilfe des positiven Zinses aufgezwungen werden.
Im Licht der Betrachtung und Verfolgung höchster Zwecke[+] aller Lebewesen unter Berücksichtigung der Bestimmung, bzw. der monetären Möglichkeiten[+] soll hier nun theoretisch die Notwendigkeit[+] negativer Zinsen[+] am Rand des erfolgsbedingten Scheiterns (wie die schöpferische Zerstörung, die Paradoxie des Kapitalismus[+]) abgeleitet werden.
Grundlage ist der einfache Vernunftbegriff, nach dem die Herstellung eines Mittels[+] (also die Finanzierung einer Unternehmung) genau dann vernünftig[+] ist, wenn der Wert seines Zweckes[+] die Kosten seiner Herstellung übersteigt.
Um den Menschen der Gruppe nun die Verfolgung der höchsten Zwecke[+] zu ermöglichen, muss ihre ökonomische Handlungsfähigkeit, also ihre Autonomie, gestärkt werden. Ein negativer Einlagezins setzt die kleine Minderheit von Eigentümern[+] von Geldvermögen in M2 unter einen ungerichteten Handlungszwang. Sie können sich dazu entschließen selbst die höchsten Zwecke[+] aller Lebewesen anzustreben, welche aber nicht unbedingt ihren privaten Zwecken[+] entsprechen. Sie können dies jedoch auch anderen überlassen, indem sie diese in ihrer Autonomie stärken und ihnen einen Negativzinskredit zur Erreichung eines der höchsten Zwecke[+] gewähren. Die Grenze der Hingabe des Zinses[+] ist letztendlich die reale Grenze der Würde des Vermögenden. Der Wert seiner Zwecke[+] muss dabei also möglichst genau gegen den Wert der Zwecke[+] und der Würde aller Lebewesen abgewogen werden.
Aufgrund dessen, dass eine Gruppe von Experten in Bezug auf das öko-sozial Potenzial ihres kollektiven Wissens einen höheren Wert hat, als das Potenzial eines einzelnen wissenden Vermögenden, der auch sonst angesichts der globalen Herausforderungen schnell überfordert wäre, ist die zielgerichtete Vergabe von Negativzinskrediten zur Verfolgung der höchsten Zwecke[+] aller ein systemisch besserer Ansatz. Der Kern der Finanzierung solcher Unternehmungen liegt in der Frage, wie solche Unternehmen refinanzieren.
⌂ Bildung des Marktzinses
Bei negativen Einlagezinsen hat der Kreditgeber einen Verhandlungsbias hin zu negativem Zins[+]. Wenn er sein Geld nicht verleiht, wird es mit einem negativen Einlagenzins von $z_s$ abgezinst. Nicht allein der Einlagezins zum aktuellen Zeitpunkt[+] ist jedoch ausschlaggebend, sondern auch der weitere zeitliche Verlauf der Einlagezinsen.
Jeder verhandelte Zins[+] oberhalb von $\bar{z}$ stellt einen Gewinn gegenüber der festverzinslichen Anlage mit dem projizierten Zins[+] dar. Gilt nun speziell $\bar{z}\lt 0$, und gibt es keine anderen Anlageformen, so besteht die Möglichkeit[+] des Zustandekommens eines Kredits mit einem Zins[+] im Intervall $[\bar{z},0]$, also eines Negativzinskredits.
Bei positivem Kreditzins ist die Privatautonomie (Art. 2 GG) des Leih-Nehmers und um die Höhe des Kredit-Zinses[+] relativ zu seiner Privatautonomie[+] bei einem zinslosen Kredit eingeschränkt. Bei negativem Kreditzins ist dies genau umgekehrt.
Der Negativzins ist ein Preis für die Aufbewahrung von Geld. Der Preis bildet sich durch das Spiel von Angebot und Nachfrage. Die Anbieter der Wert-Aufbewahrungs-Funktion sind die Kredit-Nehmer. Die Nachfrager sind die Sparer bzw. Leih-Geber. Die Preis-Bildung erfolgt wie üblich, wobei der negative Einlagen-Zins[+] die Nachfrage erhöht den Preis (den Negativzins) also nach oben treibt, während eine Anhebung des Einlagen-Zinses[+] einen Rück-Gang der Nachfrage, also sinkende Negativ-Kredit-Zinsen[+] nach sich zieht.
⌂ Erwirtschaftung von Negativzinskrediten für Unternehmungen zur Verfolgung höchster Zwecke
Im Lichte der Betrachtung der Anstrebung höchster Zwecke[+] sollten nun genau solche Unternehmen Kredite mit negativem Zins[+] erhalten, welche durch ihre Tätigkeit und durch den Kredit Mittel[+] herstellen, die zur Erreichung der höchsten Zwecke[+] dienen. Kredite an Unternehmungen, die nicht einen der höchsten Zwecke[+] anstreben können ohne Weiteres (nach-wie-vor) positiven Kreditzins haben. Der Zins[+] sollte sogar je positiver sein umso mehr sich die dazugehörigen Unternehmung gegen die höchsten Zwecke[+] richtet, denn guter Konsum soll billig sein und schlechter Konsum teuer.
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⌂ Querverweise auf 'Negativzinskredite und Vernunft'
- Herzlich Willkommen auf meiner Internetseite!; Zusammenfassungen; Politische Forderungen; System-abhängige Forderungen; weiter so (bitte nicht!) : Kapitalismus / Positiv-Zins-Ökonomie; Systemwechsel: Kommunismus / Negativ-Zins-Ökonomie; System-unabhängige Forderungen; Zugriffsstatistik
- Herzlich Willkommen auf meiner Internetseite!; Eine These für die Sozial-Psychologen unter uns; Warum fehlt uns Freude?; Warum die große Mehrheit von umlaufsichernden Maßnahmen und negativen Zinsen profitieren wird; „Wer sind die Verursacher dieses "falschen" Geldsystems?”; „Ersetzt ein "neues" Geldsystem die Verursacher oder verschiebt sich dieses Problem für un-/-bestimmte Zeit?”; „Warum ist ein neues Geldsystem ohne Bargeld - nach Deinen Ausführungen - überhaupt notwendig, wenn die Verursacher des aktuellen Systems weiter machen können?!“; Warum muss jetzt gehandelt werden?; Klassische und populäre Einwände; „Das verführt zu noch mehr Konsum.”; „Geldschöpfung aus dem Nichts ist das Problem.”; Alternativen zum Bargeldverbot; „Wir werden alle verlieren“
- Wie das Über-Ich entstanden ist - Was machen eigentlich Freimaurer?; Wie das Schuldgeldsystem der Geldwirtschaft das Über-Ich formte; Skizze der seelischen Kollateralschäden der Vernunft-Bildung - Psychische Zivilisationskrankheiten; Spaltung: Innere Spannung zwischen Es und Über-Ich, Was will es, was soll es?
- Email an grundeinkommen.de; Re: [Debatte-Grundeinkommen] zu Tims negativem Zinseinwand gegen's bGE; Warum wende ich mich überhaupt an Euch?; Zur Bedeutung der Zinsen; Teilung der €-Zone in ein Nordreich und ein Südreich - schon mal gehört?
- Wohin mit dem Geld?
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- Negativzins-Wirtschaft
- Verträge und Beziehungen in einer Negativzins-Wirtschaft; Soziale Wirkung von Investitionen mit negativem Zins
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- Der Zins und der (Neo-)Liberalismus; Kritik am Neoliberalismus - Positivzinskritik; Referenzen / Einzelnachweise
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